Schwarzenbek (jhs). Er war in dieser Nacht mehr ins Geschehen verwickelt, als ihm lieb war: Claas W. bekam an jenem 26. Juni 2012 ziemlich genau mit, was in der Wohnung unter ihm abging.

Dort hatte Nachbarin Stefanie D. lautstarken und streitsüchtigen Besuch. Denn Timo A. und seine damalige Freundin Jenny F. gerieten nicht nur verbal heftig aneinander. A. soll gegen 1.55 Uhr in angetrunkenem Zustand F. verprügelt haben. Wegen gefährlicher Körperverletzung musste sich der 28-Jährige nun vor dem Amtsgericht verantworten.

Zwei Dinge machen den Fall, der so offensichtlich scheint, dennoch kompliziert: Erstens konnte sich der Angeklagte vor Richterin Insa Oppelland nicht mehr an jene verhängnisvolle Nacht erinnern. Oder wie sein Verteidiger ausführte: "Die Auseinandersetzung ist ohne Klarheit. Wie sich was mit wem entwickelte, ist nicht mehr nachvollziehbar." Und zweitens fehlten vor Gericht zwei entscheidende Zeugen: Wohnungsinhaberin Stefanie D. sowie das Opfer Jenny F., die sich aufgrund ihres kranken Kindes entschuldigen ließ.

Zwei andere Zeugen waren aber da: Claas W., der von der Hellhörigkeit des Wohnhauses an der Kolberger Straße berichtete, und Daniel Sch., zu dem das blutende Opfer geflüchtet war. Über den gesamten Abend sei es in der Erdgeschoss-Wohnung unter ihm "laut, teilweise ziemlich ungestüm" zugegangen, berichtete Claas W.: Eine zunächst weinende F. auf der Terrasse, die offenbar von ihrem damaligen Lebensgefährten getreten worden war. Dann gegen Mitternacht "lautes Geschepper", weil der betrunkene A. zunächst das Fahrrad des Kindes von D. umgetreten, danach eine Glasscheibe eingeschlagen hatte. Und dann der unschöne Höhepunkt. Als sich die Situation offenbar beruhigt hatte, sollten Timo A. und Jenny F. in der Wohnung übernachten, Stefanie D. wollte auswärts schlafen. Das ging zehn Minuten gut, denn kurz vor 2 Uhr nachts hörte Claas W. "lautes Gebrüll und Schmerzensschreie von Jenny F.". Der Nachbar rief die Polizei.

A. hatte, so viel scheint festzustehen, seine Partnerin blutig geprügelt. F. war daraufhin aus der Wohnung und auf die gegenüberliegende Straßenseite zu ihrem Ex-Freund Daniel Sch. geflohen. "Im Endeffekt sah es schlimmer aus, als es war", so der 33-Jährige. Wie eine spätere Untersuchung ergab, kam die Verprügelte mit einer Nasenbeinprellung davon.

Am Montag, 27. Januar, sollen nun Stefanie D. und Jenny F. angehört werden. Es wird das erste Wiedersehen nach langer Zeit von F. und ihrem damaligen Peiniger sein.