Familienpaten: Ehrenamtliche Unterstützer sind begehrt - nächste Ausbildung startet im Februar

Sie möchten anderen Mut machen, sich ehrenamtlich für Familien in ihrer Nachbarschaft zu engagieren: Marion Wacker aus Schwarzenbek und Patricia Reincke aus Brunstorf sind zwei der 15 Ehrenamtlichen, die letztes Jahr an den Familienbildungsstätten (FBS) in Schwarzenbek und Ratzeburg die erste Ausbildung zur Familienpatin absolviert haben. Im Februar beginnt nun ein weiterer Ausbildungslehrgang, denn der Bedarf ist steigend.

Marion Wacker betreut seit September 2013 vier Kinder im Alter von einem bis zehn Jahren: "Die Mutter ist alleinerziehend, die Trennung noch nicht lange her. Die Aufgabe macht mir viel Spaß und es erfüllt mich, etwas Gutes zu tun", sagt die Schwarzenbekerin. Wacker hilft bei den Hausaufgaben, spielt mit den Kindern und unterstützt die Mutter. "Ich habe noch keine Enkelkinder, da kam dieses Projekt wie gerufen, um mich nützlich zu machen und zu helfen. Ich bin letztes Jahr in Rente gegangen und brauche einfach eine Aufgabe für mich", sagt sie.

Auch eine Flüchtlingsfamilie aus dem arabischen Raum wird derzeit von einer Familienpatin begleitet, sie spricht Deutsch mit der Mutter und der eineinhalbjährigen Tochter. "Das ist für beide Seiten eine Bereicherung", berichtet Marion Behrens von der FBS Ratzeburg. Patricia Reincke hat ihren "Einsatz" gerade im Dezember begonnen und betreut nun eine Kleinfamilie. Die Brunstorferin hat selbst keine Kinder und genießt es, mit ihrem "Patenkind" zusammen zu sein und "selbst noch einmal Kind sein zu dürfen". In ihrer Betreuungszeit - in der Regel sind es zwei bis drei Stunden pro Woche - werden die Eltern entlastet, können zum Beispiel in Ruhe sauber machen und aufräumen.

Das Projekt, das vom Deutschen Kinderschutzbund unterstützt wird, will Familien mit Kindern im Alter von einem bis drei Jahren im Alltag zur Seite stehen. Die Dauer der Hilfe ist unterschiedlich - eine langfristige Begleitung wird angestrebt. Und die soll ganz praktisch sein: Familienpaten betreuen die Kinder, führen Gespräche mit den Eltern, unterstützen bei Alltagsentscheidungen, geben praktische Hilfe - auch bei dem Aufbau von sozialen Netzwerken. Dabei soll die Familie in ihren eigenen Kompetenzen gestärkt werden.

Die Paten sind keine professionelle Unterstützungsform, können jedoch entsprechende Kontakte vermitteln. Annett Schneider, Sozialpädagogin und Koordinatorin des Projekts "Familienpaten" an der FBS Schwarzenbek, hat die ehrenamtliche Hilfe selbst genutzt, als sie vor fünf Jahren mit ihrer Familie nach Büchen zog. Ihre Kinder waren zwei und vier Jahre alt, als sich weiterer Nachwuchs ankündigte. Schneider bekam nach der Geburt zunächst Hilfe von einem "Wellcome-Engel". Wellcome bietet Hilfe für Familien mit Kindern unter einem Jahr. Sind die Kinder älter, springen die Familienpaten ein.

"Wir haben gemerkt, dass der Bedarf nach dem ersten Jahr noch steigt", sagt Schneider. Derzeit hat sie eine Warteliste von sechs Familien, die sich eine Patin oder einen Paten wünschen. Deren Ausbildung umfasst 42 Stunden, die an vier Sonnabenden in Ratzeburg sowie vier Montagabenden in Schwarzenbek absolviert werden. Themen sind: Familiensoziologie, Entwicklungspsychologie, Gesundheit, Pädagogik, Erste Hilfe am Kind, sowie der Umgang mit Nähe, Distanz, Problemen und Konflikten. Auch die rechtlichen Hintergründe und Rahmenbedingungen sowie eine Einführung in das Arbeitsfeld der Familienpaten anhand von Fallbeispielen gehören dazu.