Alkohol- und Drogenprobleme: Stadt sucht doch wieder externe Suchtberater für die Schulen

Immer mehr Jugendliche werden wegen exzessivem Alkoholgenuss ins Krankenhaus eingeliefert. Das Statistische Bundesamt veröffentlichte dazu diese bedenklichen "Komasäufer-Zahlen": Über 26 000 Kinder und Jugendliche (10 bis 19 Jahre) aus dem Bundesgebiet landeten vergangenes Jahr nach Sauforgien im Krankenhaus - so viele wie nie zuvor seit Einführung dieser Statistik im Jahre 2000. Dazu ist ebenfalls alarmierend, dass drei Viertel der Betroffenen noch minderjährig sind.

In Schwarzenbek ist diese Tendenz zum hemmungslosen Besäufnis nicht mehr oder weniger ausgeprägt, sagen genau diejenigen aus der Stadtverwaltung, die genau die junge Generation im Blick haben. "Jugendliche aus bestimmten Schichten trinken extremer und grenzenloser, es sind insgesamt aber nicht mehr geworden", meint etwa Stadtjugendpfleger Norbert Lütjens. Fakt ist aber auch: Die Alkohol- und Drogenprävention in der Europastadt ist, was Organisation und Praxis angeht, seit einem Jahr in der Warteschleife.

Zur Erklärung ein kleiner Rückgriff ans Jahresende 2012: In der damaligen Stadtverordnetenversammlung lehnte die Politik die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der Alkohol- und Drogenberatung des Kreises ab, strich aus Sparzwängen sämtliche Mittel. Hinter vorgehaltener Hand hieß es zudem, dass sich an den nicht immer nachvollziehbaren Forderungen und Praktiken von Beratungsleiter Jürgen Eulenpesch die Geister schieden. Deshalb wurden damals die Präventionsgelder von 5000 auf null Euro eingestampft. Stattdessen sollten Mitarbeiter der Verwaltung zu Präventionsberatern ausgebildet werden.

Doch diese Maßnahme funktionierte nicht. Kathrin Kipke, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Sport und Kultur, erklärt: "Wir wollten es selber machen, doch im Laufe des Jahres hat sich der Eindruck verfestigt, dass entsprechende Fortbildungsmaßnahmen bei unseren Mitarbeitern nicht die Lösung sein können." Eine solche Fortbildung würde die jeweilige Person zwei bis drei Jahre aus dem Alltag rausziehen. Auch einer jetzt schon voll ausgelasteten Schul-Sozialarbeiterin solche Präventionsaufgaben aufzubürden, sei kontraproduktiv.

So kommt es also nun zur Rolle rückwärts: Die Stadt sichert trotz finanzieller Konsolidierungsphase die Grundversorgung bei der Alkohol- und Drogenprävention zu. Im Haushalt für 2014 ist wieder ein eigener Etat von 5000 Euro für Beratungszwecke an den Schulen vorgesehen, der extern vergeben werden soll. Ein dringend erforderlicher Schritt, findet nicht nur Jörg Collenburg, Koordinator der 7./8. Klasse der Gemeinschaftsschule: "Wenn die Zuschüsse wegfallen, dann haben wir ein ernsthaftes Problem." Mit dem beschlossenen Etat soll zumindest ein sogenannter Präventionsvormittag gesichert werden, bei dem ein bis zwei Moderatoren in die Jahrgänge gehen und das Problem thematisieren. "Es wäre schön", sagt Kipke zu ihrer Idealvorstellung, "wenn jeder Schüler einmal in den Genuss kommt, eine solche Veranstaltung mitzumachen."

Raus bei der Suchtberatung in Schwarzenbek ist dafür endgültig ein anderer Anbieter: Die Zuschüsse für die Alkohol- und Drogenberatung des Kreises, die sich wiederum bemühte und 21 400 Euro beantragt hatte, wurden wie schon im Haushalt 2013 komplett gestrichen.