Amtssitzung Appell an Bürgermeister

Es wird bei diesem Thema ein "gewisser Druck in den Kommunen" entstehen, wie es der Amtsvorsteher Schwarzenbek-Land, Klaus Hansen, nicht treffender hätte ausdrücken können: Der Amtsbereich muss sich darauf einstellen, in den nächsten Jahren etwa 40 Prozent mehr Asylbewerber aufzunehmen. Das geht aus einem Schreiben des Innenministeriums hervor, das Ina Pflugmacher, Leiterin Fachbereich Ordnung und Soziales, im Markttreff in Gülzow beim Tourauftakt der Ausschusssitzungen durch das Amtsgebiet vorstellte.

Zum Auftakt gleich ein heikles Thema: Mehr Asylanten - aber wo sollen sie untergebracht werden? Das ist offenbar die größte Baustelle der Zukunft bei diesem Vorhaben, denn: Günstige Mietwohnungen im Amtsbereich sind kaum vorhanden, drei bis vier Wohnungen bräuchte es jedoch. Pflugmacher rief die anwesenden Bürgermeister auf, in ihren Bereichen nach privaten Mietwohnraum Ausschau zu halten.

Aktuell beherbergt Schwarzenbek-Land 30 Asylbewerber. Nach Schätzungen des Innenministeriums kommen 13 bis 15 Menschen hinzu. "Das kann ein Dorf beleben, andere Kulturen zu beherbergen", sagte Gastgeber Wolfgang Schmahl. "Jedem sollte bewusst sein: Wir haben Asylbewerber aufzunehmen, und wir müssen eine Lösung finden", appellierte Amtsvorsteher Hansen deutlicher.

Die Möglichkeiten indes scheinen begrenzt. Das Amt würde den Wohnraum anmieten sowie die organisatorischen Angelegenheiten übernehmen. Dazu müsse man, so der Leitende Verwaltungsbeamte Ralf Spinngieß, auch in Kauf nehmen, vorübergehend höhere Mietpreise auszulegen, bis eventuell ein günstigeres Angebot vorliege.

Die Anregung von Kuddewördes Bürgermeister Wolfgang Gerlach, die politisch Verfolgten beispielsweise in Schulgebäuden in Gülzow unterzubringen, wurde sogleich vom Gastgeber "entkräftet". Schmahl wies daraufhin, dass die jetzige Evangelische Grundschule an der Schlossstraße komplett ausgelastet sei. Zudem habe es jüngst einen Wasserschaden im Kindergarten gegeben, sodass der Betrieb auch in die Grundschule ausgelagert werden musste. Der als "Alte Schule" an der Hauptstraße bekannte Komplex wurde außerdem gerade verkauft. Insofern sind die Bürgermeister nun gefragt. "Wir wollten mit unserem Aufruf eine positive Grundstimmung erzeugen, Asylbewerber bei uns aufzunehmen", sagt Ralf Spinngieß.