Amtsgericht: Väter kämpfen für ihre Gleichstellung nach der Trennung

Beide sind betroffene Väter. Detlef Naumann (53) und Ralf Kalms (49) sehen ihre Kinder nur selten oder auch gar nicht mehr. Frauen, so sagen sie übereinstimmend, haben im Grundsatz bessere Karten im Sorgerechtsstreit. Eine "schreiende Ungerechtigkeit", findet Ralf Kalms aus Hamburg-Iserbrook. Um darauf aufmerksam zu machen, tourt das Duo auffällig kostümiert derzeit durch Hamburg und Umgebung mit ihrem Verein "Blauer-Weihnachtsmann.org". Das Ziel: die Gleichstellung von Mann und Frau, von Vätern und Müttern beim Sorgerecht und in der Kinderbetreuung nach der Trennung der Eltern.

"Im familiären Bereich sind Väter immer die Verlierer. Es gilt immer noch als selbstverständlich, dass Frauen die Kinder zugesprochen bekommen", sagt Detlef Naumann (53), der offen von einer Diskriminierung seines Geschlechts und somit von einem Verstoß gegen Artikel 14 der Europäischen Menschenrechtskonvention spricht.

Über die Gesetze, Väter in diesen Fällen Chancengleichheit einzuräumen, werde zwar diskutiert, aber: "Vielen Richtern macht es immer noch weniger Probleme, dass Kinder zu den Müttern kommen", sagt Kalms. Und wenn die Mutter nicht wolle, dass der Erzeuger überhaupt Kontakt zum Kind pflegt, habe der Vater richtig das Nachsehen. Männer seien im Grundsatz immer in einer Rechtfertigungsposition, ihre Kinder überhaupt sehen zu dürfen. Schluss damit, sagen die blauen Weihnachtsmänner. Naumann fordert eine "Doppelresidenz als ultima Ratio" statt hohe Unterhaltszahlungen und Verzicht auf gemeinsame Zeit mit den Sprösslingen.

Um ihrer Forderung Nachhaltigkeit zu verleihen, ziehen Kalms, Naumann und ihre Mitstreiter in ihren blauen Kostümen herum. Mit Schlitten, Schnee und Geschenken machten sie gestern auch vor dem Amtsgericht in Schwarzenbek Station. Dabei wurde das zur Jahreszeit passende Gewand durchaus bewusst ausgewählt, wie der in Harburg lebende Naumann erklärt: "Ein blauer Weihnachtsmann, das wirft bei den Leuten ja auch Fragen auf. Wir wollen schließlich auffallen."

Und dies zielgerichtet auch vor Jugendämtern ebenso wie vor den Häusern wie Anwälten und Verfahrenspflegern. Dies könnte als öffentliche Brandmarkung dieser Personen verstanden werden, doch Naumann sagt dazu: "Wenn wir im Gericht sitzen, ist denen auch egal, wie unser Leben weitergeht. Wir wollen zeigen: Wenn ihr euch nicht an Gesetze haltet, dann kommen wir in eure Vorgärten." Am Freitag plant die "blaue Invasion" übrigens, nach Bergedorf zu kommen (9 bis 16 Uhr) - unter anderem in die Fußgängerzone.

Eines stellen die Blaumäntel aber klar: "Wir sind nicht frauenfeindlich. Es geht uns nur um die Gleichstellung. Bei uns im Verein haben wir sogar einen Frauenanteil von 30 Prozent", sagt Naumann.