Spaziergang: Natur erleben für Kinder und deren Eltern

Der Waldboden mit seinen dicken Schichten aus Blättern und Nadeln war weich wie eine Matratze. Es roch nach Moos, feuchter Erde und zersetzten Pilzen. Die Forstwirtin Traute Tockhorn-Kruckow aus Geesthacht wanderte mit acht Schwarzenbeker Familien ein kleines Stück durch den Rülauer Wald, um dessen herbstliche Seite zu erkunden. Die evangelische Familienbildungsstätte (FBS) hatte diese Exkursion organisiert.

"Jetzt nimmt sich jeder einen kleinen Eimer und sucht nach den Früchten des Waldes", bat die Walderlebnispädagogin. Während einige der großen und kleinen Teilnehmer noch nachfragen, was sie damit denn meint, sind andere schon auf der Suche nach Beeren, Pilzen, Zapfen und Bucheckern. "Papa, was ist das denn?", ruft Bella Meier aufgeregt ihrem Vater zu. Was sie in ihrer Hand hält, ist keine Frucht, sondern ein kleines, grünes Insekt. "Keine Ahnung", muss der Vater gestehen. Tockhorn-Kruckow löste das Rätsel auf: "Das ist eine Wanze."

Die Teilnehmer der Wanderung waren erstaunt: Als lästiges Ungeziefer in der Wohnung ist die Wanze bekannt - aber im Wald? Dabei gibt es kaum Lebensräume, in denen Wanzen nicht vorkommen, ob im Wald, im Moor, auf der Wasseroberfläche oder in menschlichen Behausungen, erläutert Tockhorn-Kruckow. Die Tiere werden etwa zehn Millimeter lang. Der Kopf und die Seiten des Vorderrückens strahlen bronzegrün, der übrige Körper ist graubräunlich. Ihre Beute sind andere Insekten, deren Larven sie fressen. Die Wanze sticht ihr Beutetier mit dem Saugrüssel an, und sofort beginnt der Speichel das Opfer zu lähmen und schließlich zu töten. "Sie sieht aber irgendwie dennoch schön aus", findet Bellas Vater Klaus und legt die Wanze wieder zurück auf einen Ast.

Inzwischen haben die Wanderer elf verschiedene Waldfrüchte gefunden und sortierten sie auf der Wiese neben dem Waldweg. Neben Hagebutten, Brombeeren, Eicheln und Bucheckern liegen dort auch Schlehen. "Dieses Jahr ist kein gutes Schlehenjahr, es gibt nur sehr wenige", sagt die Erlebnispädagogin. Doch das mühsame Pflücken an den stacheligen Büschen lohnt sich. Neben Marmelade und Likör kann man leckeren Saft davon machen. Der Tipp der Expertin: Früchte mit heißem Wasser übergießen und über Nacht stehenlassen. Am nächsten Tag das Wasser wieder heiß machen und die Früchte wiederum damit über gießen und eine Nacht ziehen lassen. Das Ganze wiederholen. "Der Saft schmeckt herrlich nach Kirschen", verspricht Tockhorn-Kruckow.

Während ihrer nächsten Exkursion können die Teilnehmer das gleiche Waldstück im Winter erkunden. Treffpunkt ist am 1. Februar um 10 Uhr am Parkplatz an der Waldstraße. Zwei weitere Termine sind im Frühling und Sommer geplant. Anmeldungen bei Familienbildungsstätte unter (0 41 51) 8 94 18.