Blitzer-Aktion: 620 Fahrer werden zur Kasse gebeten

Wer von der Autobahn kommend auf der Bundesstraße 404 in Richtung Schwarzenbek unterwegs ist, musste bisher nur für ein kurzes Stück im zu Kasseburg gehörenden Oedendorf den Fuß vom Gaspedal nehmen. Dort gilt Tempo 70. Doch noch im Bereich der dortigen Lärmschutzwand konnten Autofahrer wieder Gas geben - bis Anfang September.

Auf Anregung der Anwohner, die über Lärmbelästigung klagten, hat der Fachdienst Straßenverkehr des Kreises die Schilder am 10. September versetzt. Statt am Ende der Lärmschutzwand dürfen Autofahrer jetzt erst 150 Meter weiter im Sachsenwald wieder bis auf 100 Stundenkilometer beschleunigen - und müssen entsprechend frühzeitig bremsen, wenn sie aus Richtung Schwarzenbek kommen. Als "Willkür" und "Abzocke" bezeichnet der Elmenhorster Versicherungsmakler Andreas Reichert die Aktion: Einer seiner Firmenwagen wurde dort am Sonntag, 13. Oktober, gegen 16 Uhr geblitzt - mit Tempo 120 statt 70.

Als der Bußgeldbescheid bei ihm einging, dachte Reichert noch an ein Versehen. Er war sich keiner Schuld bewusst, fuhr nach Oedendorf und bemerkte erst da, dass das Verkehrsschild einen neuen Standort hat. Auf seiner täglichen Routinetour hatte Reichert, der die Strecke seit vielen Jahren befährt und nach eigenen Angaben keine Punkte in der Flensburger Verkehrssünder-Datei hat, die Veränderung nicht bemerkt.

So wie dem Elmenhorster Unternehmer erging es vielen Autofahrern: Nach vier Wochen "Eingewöhnungszeit" hatte der Fachdienst Straßenverkehr an bisher vier Tagen die Einhaltung des neuen Tempolimits kontrolliert. Mit erschreckenden Ergebnis: 620 Autofahrer waren zu schnell. Das ist fast jedes vierte Fahrzeug. Für Reichert ist der Grund klar: Die meisten Autofahrer haben das versetzte Verkehrszeichen schlicht übersehen und müssen jetzt teilweise sogar mit einem Fahrverbot rechnen. "Man hätte zum Beispiel mit Lichtsignalen auf die Veränderung hinweisen können", sagt Reichert, der Tempokontrollen vor Kitas, Schulen und an Unfallschwerpunkten für durchaus sinnvoll hält: "Für die B 404 gilt dies jedoch mit Sicherheit nicht."

Für Karsten Steffen, Pressesprecher des Kreises, sind "Blinklichter" keine Option. Jeder Autofahrer habe sich an die Regeln zu halten und schließlich habe der Kreis den Fahrzeuglenkern sogar einen Monat Zeit gegeben, sich an die neue Beschilderung zu gewöhnen.