Vortrag: Börsenexperte Dirk Möller stellte vor 250 Gästen seinen Lösungsansatz für die Finanzkrise vor

"Wer macht sich Sorgen um die Stabilität des Euro?" - auf die Frage des Börsenexperten Dirk Müller ("Mr. Dax") gingen die Hände der 250 Besucher im Forum des Gymnasiums am Mittwochabend in die Höhe. Das Votum der Gäste war eingeplant: Die Stimmkarten in Orange für "Ja" und Blau für "Nein" lagen auf den Plätzen der Zuhörer bereit, die der Einladung der Raiffeisenbank Lauenburg und des Verbandes der südholsteinischen Wirtschaft (VSW) gefolgt waren.

Und Deutschlands bekanntester Börsenhändler hatte auch eine Lösung für die weltweite Finanzkrise mitgebracht. Sie ist einfach und genial zugleich: Wir alle müssten investieren - in Unternehmen, in erneuerbare Energien oder in bessere Straßen. Sachvermögen würde so aufgebaut und Geldvermögen abgebaut und die Wirtschaft mindestens für 20 bis 30 Jahre angekurbelt. Die Arbeitslosenzahlen würden sinken, die Steuereinnahmen steigen und letztlich so auch die Staatschulden getilgt. Der Clou und gleichzeitig die Krux: Der Staat müsste die Sicherheit der Einlagen garantieren, damit die Bürger sich trauen, zu investieren. Der Lohn der Anleger wäre neben dem Aufbau realer Werte auch eine gute Rendite: bei Solar- und Energieparks liegt sie derzeit bei zehn Prozent, für Straßen stünde die Mautgebühr vor der Tür.

Seine Idee fände auch in höheren Kreisen Anklang, sagte Krisenspezialist Müller, der auch als Sachverständiger vom Finanzausschuss des Bundestags eingeladen wird. Das Problem: Die Zeit wird knapp. "Wenn das Geld einmal vernichtet ist, ist es vorbei für Jahrzehnte." Der kardinale Fehler liegt laut Müller im "Schuldgeldsystem". Geld entstehe heute ausschließlich durch Kreditaufnahme. Wenn Deutschland also fünf Billionen Euro Schulden habe, gebe es irgendwo jemanden mit fünf Billionen Guthaben. Wer die Schulden tilge, lösche damit auch das dagegen stehende Vermögen. In Deutschland wären die privaten Haushalte betroffen, so Müller: "Der Staat hat jede Menge Schulden gemacht, und sie dürfen dafür bürgen, deshalb heißen sie auch Bürger." Über 40 Prozent gebe ein Durchschnittshaushalt derzeit für die gesamte Zinsbelastung im System aus.

Müller warb indes auch für Europa und den Euro. Die gemeinsame Vision von Europa sei gut, das insgesamt vorhandene Know-how beachtlich und der europäische "Wertekanon" des friedlichen Miteinanders erhaltenswert. "Wir werden es nicht schaffen die Spanier so produktiv zu machen, wie Deutsche und Österreicher. Dafür brauchen sie keine Pflegeversicherung oder Kitas, weil die Menschen in Großfamilien leben", analysiert der Börsenexperte. Allerdings würde die europäische Integration derzeit zu teuer erkauft. Sein Vorschlag: Den Euro nicht abschaffen, sondern mit den Vorteilen nationaler Währungen nach dem Vorbild des Ecu, der von 1979 bis 1998 die Rechnungseinheit der Europäischen Gemeinschaft war, kombinieren. "Es gibt keine alternativlosen Wege", warb Müller für eine Diskussion ohne Scheuklappen.

Die Tipps des Anlageprofis: Zehn bis 15 Prozent Edelmetall zum "drauf beißen", weitervererben und "persönlich gut schlafen" sollte jeder sein eigen nennen und Aktien kaufen - nicht als Zockerkapital, sondern als langfristige Beteiligung an Unternehmen, die in den letzten 20 Jahren gut gearbeitet haben. "Cola wird weiter getrunken, VW-Autos werden auch in 50 Jahren noch gebaut". Der letzte Rat der Finanzexperten: "Gönnen sie sich was und versuchen sie nicht auf dem Friedhof der Reichste zu sein."