Schwarzenbek (rz). Lichterloh brennt die Sommervilla einer Unternehmerfamilie auf Korfu.

Konrad Lang, der Protagonist des Romans "Small World" von Martin Suter hat sie versehentlich in Brand gesteckt. Doch nicht deswegen, sondern wegen seiner Demenzerkrankung wird er der Unternehmerfamilie gefährlich.

Wie das Geschehen auf seinen spannenden Höhepunkt hinsteuert, erfuhren 22 Gäste am Montag bei der Lesung im Saal 4 des Amtsgerichts. An diesem nur auf den ersten Blick ungewöhnlichen Ort las Betreuungsrichterin Ulla Landfehrmann. Das Thema Demenz, das Suter literarisch behandelt, ist Alltag im Beruf der 35-Jährigen. "Ich besuche unter anderem demenzkranke Menschen zu Hause oder in Heimen und prüfe, ob sie ihre Angelegenheiten eigenverantwortlich regeln können oder ein Betreuer bestellt werden muss", erzählte sie zu Beginn. Deshalb hat sie täglich mit Menschen wie dem Romanhelden Konrad zu tun. Der erkennt seine Verlobte nicht mehr, verirrt sich beim Einkaufen, bringt alles durcheinander. An sein früheres Leben erinnert er sich dagegen in allen Einzelheiten. Doch warum sind aus seinen alten Fotoalben plötzlich einige Fotos herausgerissen und warum hält die Konzernchefin diese Alben plötzlich unter Verschluss? Der Demenzkranke enthüllt schließlich ein bisher streng gehütetes Familiengeheimnis. Das Ende ist tragisch und versöhnlich zugleich. Die Konzernchefin, die Konrad ermorden will, stirbt bei einem Verkehrsunfall. Konrad dagegen wird dank eines neuen Medikamentes wieder fast gesund. Am Ende der Lesung holt die Wirklichkeit die Zuhörer wieder ein, denn Demenz ist im wahren Leben nicht heilbar. Suters Roman erschien 1977 und ist Teil der sogenannten "Neurologischen Trilogie". Zu ihr gehören auch die Romane "Die dunkle Seite des Mondes" und "Ein perfekter Freund".