Kinderbetreuung: Zwei Eltern erwägen Klage - Sozialausschuss will kurzfristig Abhilfe schaffen

Die Kita-Situation in der Europastadt ist angespannt. Im August hatte die Stadt mit 29,7 Prozent die Quote von 35 Prozent bei Krippenplätzen deutlich verfehlt. Gerüchte, zwei Elternpaare würden beim für die Kita-Versorgung zuständigen Kreis einen Platz bereits einklagen, weist Pressesprecher Karsten Steffen aber zurück: "Es gibt keine Klagen."

Steffen bestätigt jedoch, dass ein Elternpaar aus Schwarzenbek Ansprüche gegenüber dem Kreis geltend gemacht habe: Das Kind konnte zwar bei einer Tagesmutter untergebracht werden, die Differenz zur günstigeren Kita wollen die Eltern jedoch erstattet haben. Der Kreis habe dies zurückgewiesen, so Steffen: "Im Moment sind wir noch in der Widerspruchsfrist." Ähnlich gelagert sei ein zweiter Fall, ebenfalls aus Schwarzenbek.

Neben den 645 Krippen- und Kitaplätzen in den fünf Einrichtungen werden aktuell 24 Kinder bei Tagesmüttern betreut, 25 sind in Hamburger Einrichtungen untergebracht und weitere in Elmenhorst, Büchen und Geesthacht. Wann hingegen die sechste Kita kommt, ist noch immer unklar.

Sie sei schockiert über die Geschwindigkeit, mit der in der Europastadt die Kita-Planung voranginge, meldete sich Katja Schütt in der vergangenen Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses zu Wort. Die Wartezeit auf einen Kita-Platz habe die Neubürgerin im vergangenen Herbst nur überbrücken können, weil ihre Schwiegermutter denJahresurlaub genommen habe und eingesprungen sei.

Seit Eröffnung der Johanniter-Kita "Traumland" vor fast einem Jahr hat es tatsächlich keine konkreten Vorschläge für mehr Kitaplätze gegeben. Während die CDU auf die angekündigte neue Kita im Neubaugebiet "Im Strange" hinweist, ist dies den sozialdemokratischen Ausschussmitgliedern zu vage. Sie bevorzugen die Einrichtung einer Kita in der ehemaligen Realschule. Davor steht jedoch noch eine Machbarkeitsstudie, durch ermittelt werden soll, ob sich das Gebäude überhaupt wirtschaftlich zum kommunalen Dienstleistungszentrum samt Kita (wir berichteten) umbauen lässt.

Eine Mehrheit der Politiker folgte am Montagabend dem Vorschlag des Sozialausschussvorsitzenden Eberhard Schröder (FWS), die leer stehende Realschule herzurichten, um dort Kapazitäten für Kita und Schulräume zu schaffen. In der Stadtverordnetenversammlung war er Anfang September mit diesem Antrag gescheitert. Nun soll die Stadtverwaltung zunächst prüfen, wie schnell die Schule umgebaut werde könnte, um den Engpass bei den Betreuungsplätzen zu beseitigen. "Die Gefahr einer Fehlinvestition ist da, aber wir haben jetzt einen Bedarf", so Schröder.

Ab 2017 soll sich die Lage dank sinkender Schülerzahlen entspannen. Gutachter Wolf Krämer-Mandeau hatte in seiner jetzt noch einmal nachgebesserten Analyse vorgeschlagen, dann die Schule Nordost zum Kinderzentrum mit Grundschule, Hort und Kita umzugestalten.

Nach dem Ende der Herbstferien will auch Bürgermeister Frank Ruppert eine eigene Initiative für mehr Kita- und Krippenplätze starten. Angesichts neuer Baugebiete, die junge Familien anzögen, sei die Stadt in der Pflicht, entsprechende Angebote zu schaffen, so der Verwaltungschef: "Wir müssen uns jetzt mit größerem Tempo als in der Vergangenheit diesem Thema widmen."