Seniorenbeirat: Nach monatelangen Querelen wurde im zweiten Anlauf der Vorstand neu gewählt

Marina Böhm ist neue Vorsitzende des Seniorenbeirats. Die 63-Jährige wurde gestern einstimmig gewählt. Böhms bisherigen Posten als zweite Vorsitzende hat nun Margitta Nagel (65) übernommen, Horst Matzat (78) ist neuer Kassenwart. "Wir werden nun endlich die Aufgaben eines Seniorenbeirats übernehmen. Zuvor waren wir ja nur mit unseren eigenen Angelegenheiten beschäftigt", gibt die 62-Jährige den neuen Kurs an.

Erst im Frühjahr war das zehnköpfige Gremium gewählt worden, das dank einer neuen Satzung erstmals auch Rede- und Antragrecht in den städtischen Gremien hat. Dafür hatte der Beirat jahrelang gekämpft. Doch der Neustart missglückte gründlich: Viele Beiratsmitglieder waren sich nicht grün, Streit um Posten und persönliche Empfindsamkeiten eher die Regel. Im Anschluss an öffentliche Termine gab es schon mal den einen oder anderen heftigen Wortwechsel.

Am 22. August schmiss der langjährige Vorsitzende Hans-Dietrich Zymny (78) das Handtuch. Vier Tage später legte auch Peter Gerigk (78), der bisherige Kassenwart, sein Amt nieder (wir berichteten). Und auch Ulf Miehe (72), der besonders stolz darauf war, federführend an der neuen Satzung mitgearbeitet zu haben, ist seit dem 20. September nicht mehr dabei.

Dazu kam Ärger um die Gema-Gebühren. Die bei jeder Musikveranstaltung anfallenden Gebühren soll der Seniorenbeirat selbst tragen. Im vergangenen Jahr waren dies 508,27 Euro: 240 Euro für sieben Tanztees, 40 Euro für das Sommerfest, 16,67 Euro für die Weihnachtsfeier und 211,60 Euro für den Silvesterball. Ein Betrag, den die Stadt laut Satzung nicht zu zahlen braucht. Obwohl er ein mit 3000 Euro gefülltes Sparbuch besitzt, will aber auch der Seniorenbeirat die Summe nicht übernehmen und pocht auf eine mittlerweile zurückgezogene Zusage der Stadt.

"Es hat 30 Jahre gedauert, den Betrag anzuhäufen. Die Rücklage wäre dann schnell weg", sagt Schriftführer Jörg Scheele. Eine Erhöhung der Eintrittsgelder kommt für den Vorstand auch nicht in Frage. "Wir decken bisher immer gerade die Kosten. Wenn wir die Gema-Gebühren einkalkulieren würden, müssten wir fünf Euro verlangen. Aber das ist ein Betrag, den viele Senioren nicht zahlen können", sagt Scheele.

"Um die Kuh dann vom Eis zu holen, haben wir alle Parteien angeschrieben. Wir sind sehr bestürzt, dass sich lediglich die FDP gemeldet hat, die anderen haben alle nicht reagiert", sagt Marina Böhm. Der Sozialausschussvorsitzende Eberhard Schröder (FWS), der beim Wahlgang anwesend war, kritisiert dieses Vorgehen: "Es ist nicht richtig, an einer Sache immer vier oder fünf Beteiligte arbeiten zu lassen." Sowohl der Sozial- als auch der Finanzausschuss hätten bereits über die Geldprobleme beraten.

Schröder warnte den Beirat ausdrücklich davor, sich angesichts der Finanzlage der Stadt falsche Hoffnungen zu machen: "Geld ist für keinen da, weder für die Awo, das Deutsche Rote Kreuz oder sonst jemanden". Nicht ganz regelkonform war dann sein "Wink mit dem Zaunpfahl": Wie der Beirat die ihm von der Stadt für Büroauslagen zur Verfügung gestellten 500 Euro verbuche, liege doch im Ermessen der Mitglieder.