Preiserhöhung: Klärschlamm kann nicht mehr auf Felder ausgebracht, sondern muss verbrannt werden

Seit neun Jahren hat die Europastadt ihren Klärschlamm nicht mehr teuer auf Spülfeldern oder in Müllverbrennungsanlagen entsorgt. Denn im Jahr 2006 ging die Klärschlammvererdungsanlage in Betrieb. Statt den Klärschlamm zu pressen, um so das Wasser aus dem Substrat zu entfernen, übernimmt in sechs mit speziellen Schilfpflanzen bestückten, fußballfeldgroßen Beeten dies die Natur: Die Pflanzen saugen Wasser aus dem Klärschlamm und verdunsten es über ihre Blätter. Zurück bleibt eine humushaltige Erde, die nach ein paar Jahren als Dünger auf Felder ausgebracht werden kann.

So zumindest die Theorie, doch jetzt macht ein zu hoher Kupfergehalt im Klärschlamm, ausgelöst durch die Trinkwasserleitungen in den Häusern, dem Eigenbetrieb Abwasser einen Strich durch die Rechnung und beschert den rund 3500 angeschlossenen Haushalten höhere Gebühren: Zum 1. Januar 2014 soll der Abwasserpreis von bisher 1,86 Euro auf 1,98 Euro pro Kubikmeter steigen.

Die Erhöhung um zwölf Cent spült dem Eigenbetrieb jährliche Mehreinnahmen von 75 000 Euro in die Kasse. Diese Summe ist laut der kaufmännischen Werkleiterin Corinna Romahn notwendig, weil der Klärschlamm künftig verbrannt werden muss. 136 000 Euro hat der Eigenbetrieb für die Räumung der Beete bereits zurückgelegt, doch die Verbrennung wird rund dreimal so teuer

Unter der auslaufenden Klärschlammverordnung war die Ausbringung als Dünger noch möglich. Doch wenn im Jahr 2016 das erste der sechs Schilfbeete geräumt wird, greift die strengere Düngemittelverordnung. Eine neue EU-Richtlinie ist zwar in Arbeit, doch sowohl Romahn als auch der technische Werkleiter Reinhard Cordes bezweifeln, dass die Grenzwerte dann niedriger ausfallen werden.

Die Klärschlammvererdung sei dennoch der richtige Weg, sagt Cordes: "Das Substrat ist deutlich trockener als beim Pressen des Klärschlamms." Rund eine halbe Million Euro hat der Eigenbetrieb seit 2006 durch das Verfahren eingespart. Wäre man beim herkömmlichen Pressen geblieben, hätte der Abwasserpreis bereits vor fünf Jahren bei 2,14 Euro gelegen, betont Romahn.