Schwarzenbek (mos/cus). Die eigentlichen Gewinner der Bundestagswahl in der Europastadt sind die Wähler:

Gingen im Mai bei der Kommunalwahl nur 38,3 Prozent zur Urne, lag die Wahlbeteiligung diesmal bei 70,8 Prozent und damit fast auf den Niveau der Bundestagswahl vom 27. September 2009 (72, 6 Prozent).

Wir haben Schwarzenbeker zum Wahlergebnis und dessen Konsequenzen befragt: "Das hat sich abgezeichnet", sagt Schwarzenbeker Bürgervorsteher Konrad Freiberg (SPD): "Ich hätte mir für die SPD zwei bis drei Prozent mehr gewünscht." Gefreut hat sich Freiberg über das Aus für die FDP, überrascht hat den Schwarzenbeker SPD-Vorsitzenden hingegen gute das Abschneiden der AfD.

Ähnlich äußert sich Uwe Riewesell, Bürgermeister in Müssen und Obermeister der Handwerksinnungen im Kreis: "Obwohl ich vor vier Jahren für die schwarz-gelbe Koalition gestimmt habe, hat die FDP mehr verhindert als geschafft. Ihr Ergebnis hat sie sich selber zuzuschreiben, das war zu großspurig." Für die künftige Wahlperiode wünscht sich der Handwerksmeister eine Neuauflage der großen Koalition: "Ansonsten gehen wir schweren Zeiten entgegen, weil die SDP-dominierten Länder im Bundesrat sonst alles verhindern könnten." Eckhard Gerber, Ex-Bürgervorsteher und Ex-CDU-Vorsitzender findet das Ergebnis für die CDU "erstaunlich gut." Er glaubt, dass es jetzt zu einer Großen Koalition kommt, "weil die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat nach der Hessenwahl jetzt noch schwieriger werden." Was die FDP betrifft fragt er sich schon seit geraumer Zeit, welche Funktion sie in der Bundespolitik noch hat. Die Grünen haben seiner Ansicht nach mit ihren Steuerplänen viele verprellt. Erschreckt hat ihn das gute Abschneiden der AfD: "Was die wollen ist ja völlig unrealistisch."

Besorgt zeigt sich Hans-Heinrich Stamer vom Kreisvorstand des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Er fürchtet um den Natur- und Artenschutz in Deutschland. "Auch bei der Energiewende und beim Fracking erwarte ich einen Rückwärtsgang, vor der Wahl ist nicht nach der Wahl. Und die soziale Schere im Land wird nun weiter auseinander klaffen. Schwarz-Grün wäre eine Koalition, die für diese Probleme einen Ausgleich darstellen könnte." Auf die hohe Wahlbeteiligung weist Sylvia Dieckhoff hin. Die Landesvorsitzende des DHB Netzwerk freut sich, das weiterhin eine Frau an der Spitze der Bundesregierung steht, "auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin".