Kieswerk: Letzte Exkursion im Eldorado für Geologen

Mehr als 50 Fossiliensammler stapften am "Tag des Geotops" in der Grube des Kieswerkes Ohle-Lau durch den schwarzgrauen Lehm und kratzten eifrig mit Maurerkellen oder kleinen Schaufeln in dem grau-schwarzen Ton nach Resten von elf Millionen Jahre alten Schnecken, Muscheln, Fischen, Grabfüßern oder gar urzeitlichen Haifischzähnen. Der Andrang am letzten Sonntag hatte seinen Grund, denn mit den beliebten Exkursionen des "Geoparks Nordisches Steinreich" im Kieswerk ist ab jetzt Schluss.

Die Inhaber des Kieswerkes geben aus Sicherheitsgründen keine Genehmigung mehr zum Betreten des Areals, das zu einem weltweit bekannten Eldorado für Hobby-Fossilienexperten und Geologen geworden war. Dort, sozusagen auf dem Meeresboden der Ur-Nordsee, eines an dieser Stelle seichten und relativ warmen Meeres, das etwa 70 Meter tief war, gab es zwischen 1984 und 1992 sensationelle Funde: Drei nahezu vollständige Skelette von Bartenwalen, einem Zahnwal und einem Hai, die jetzt im Lübecker Museum für Natur und Umwelt zu besichtigen sind.

Kerstin Pfeiffer, Geologin und Geschäftsführerin des "Geopark Nordisches Steinreich", machte in ihrem letzten Vortrag vor Ort - Thema: das Miozän, die erdgeschichtlichen Epoche die vor 25,03 Millionen Jahren begann und vor 5,33 Millionen Jahren endete - auf einen weiteren sensationellen Fund aufmerksam. "Hier wurden jetzt erneut zwei Walskelette entdeckt", sagte sie.

Der Hamburger Architekt Andreas Malchow, der sich in seiner Freizeit der Geologie und Archäologie widmet, stieß im Sommer 2012 bei seiner Suche nach Fossilien in Groß Pampau auf Knochen eines großen Tieres. Es handelte sich tatsächlich um die Skelette von zwei weiteren Meeressäugern, eines sechs Meter langen Bartenwals und eines zweieinhalb Meter langen Zahnwals, die nun ebenfalls im Lübecker Museum für Natur und Umwelt zu sehen sein werden.

Trotz deutlich kleinerer Funde war die Freude bei den Sammlern der letzten öffentlichen Exkursion in der Tonkuhle groß, denn in kürzester Zeit fand jeder reichlich versteinerte Überbleibsel der Urzeit. "Ich bin das erste Mal dabei und hab schon eine Menge versteinerte Muscheln gefunden", freute sich der 14-jährige Hannes Riep. Mit so einer großen Ausbeute hatten er und sein Bruder Robert nicht gerechnet. Während andere mit Eimern und Beuteln ausgerüstet die Tour antraten, machten sie sich ohne Behältnis auf den Weg. Doch Forscher sind erfinderisch. Hannes benutzte sein Brillenetui als Aufbewahrung für die Funde.