Berliner Straße: Was wird aus der leer stehenden ehemaligen Realschule?

So wie vor 51 Jahren errichtet, steht die Realschule noch heute an der Berliner Straße. Einziger Unterschied zu damals: Sie steht leer - und das bereits seit drei Jahren. 2010 waren die Schüler in die frisch renovierte Gemeinschaftsschule umgezogen. Pläne, die nach wie vor in der Compeschule an der Breslauer Straße unterrichteten Grundschüler in den Altbau zu holen, scheiterten am Widerstand der Eltern und den Umbaukosten. 1,6 Millionen, so eine Schätzung aus dem Jahr 2009, hätte eine Sanierung des Altbaus gekostet.

Dazu wären dann noch Kosten für den Umbau der Compeschule gekommen: Dorthin, so der damalige Plan, sollten nicht nur der Jugendtreff, sondern auch eine Kita, die Volkshochschule (VHS) und das Förderzentrum Centa-Wulf-Schule umziehen. Mittlerweile hat sich das Gebäudekarussell ein paar Mal kräftig gedreht: Johanniter-Kita und Jugendzentrum sind tatsächlich an die Breslauer Straße gezogen, das Förderzentrum fand hingegen neue Räume in der Verbandsschule Nordost - und die Realschule steht weiterhin leer. Nach dem Willen von CDU und Grünen nicht mehr lange: Sie haben beantragt, das Gebäude zu verkaufen (wir berichteten). Am Donnerstag, 5. September, sollen die Stadtverordneten darüber entscheiden.

Andere Pläne liegen bis zu diesem Beschluss auf Eis. Darin waren sich am Montagabend Bürgermeister Frank Ruppert und der Sozialausschussvorsitzende Eberhard Schröder (FWS) in der Sitzung des Gremiums einig: Es sei sinnlos, sich Gedanken über eine künftige Nutzung zu machen, solange der Verbleib der Realschule in städtischer Hand offen sei. "Dieser Beschluss ist der Schlüssel, um überhaupt den nächsten Schritt zu machen", so Schröder.

Eine erste Schätzung der Stadtverwaltung sieht vor, dass mit einem Verkaufserlös von 1,4 Millionen Euro für das Gebäude zu rechnen sei. Ein Umbau würde mit 5,3 Millionen Euro, ein Neubau gar mit 9,2 Millionen Euro zu Buche schlagen. Statt einer schulischen Nutzung schlägt die Verwaltung vor, die Räume unter dem Titel "Bildungszentrum Schwarzenbek" für die unter Platznot leidende Stadtbücherei, das Stadtarchiv, die VHS, die städtische IT-Abteilung sowie eine Kita, den Heimatbund und Geschichtsverein oder die VHS-Theatergruppe zu nutzen.

Unklar ist, ob die in der Konsolidierung befindliche Stadt diese Summe aufbringen kann und darf. Ob sich die unterschiedlichen Nutzungen vereinbaren lassen, die Statik des Gebäudes auch für schwere Bücher- und Aktenregale ausgerichtet ist, das Haus barrierefrei umgebaut werden kann und nicht zuletzt, welche Fördermöglichkeiten es gibt, sollte eine Machbarkeitsstudie klären. Die würde allerdings 29 000 Euro kosten. Ein knapp 45-prozentiger Zuschuss der Aktivregion Sachsenwald-Elbe ist zwar beantragt, aber unwahrscheinlich: Drei weitere Projekte, die ebenfalls Fördermittel beantragt haben, liegen noch vor dem Schwarzenbeker Antrag.

"Wir müssen uns selber Gedanken machen", appelliert Schröder deshalb an die Kommunalpolitiker. Derzeit wird der Altbau als Raumreserve für die benachbarte Gemeinschaftsschule benötigt. In fünf Jahren ist hingegen laut Schul- und Kitaentwicklungsplan (wir berichteten) nicht mehr mit Schülerspitzen zu rechnen. Schröders Idee ist, zumindest einen Trakt der leer stehenden Realschule für den Schulbedarf herzurichten, während im Pavillonanbau eine weitere Kita entstehen könnte. In fünf Jahren könnten dann tatsächlich VHS und andere Einrichtungen ins Schulgebäude einziehen, so Schröder: "Wir haben jetzt die Chance, die Weichen richtig zu stellen".