Gerissen: Drei tote Rehe in den vergangenen zwei Jahren

Tierfreunden drehte sich bei diesem Anblick der Magen um: Mit Bisswunden an Hals, Körper und Läufen lag das Reh im Frühjahr tot auf einer Wiese in der Feldmark bei Grabau. Zwei frei laufende Hunde hatten das Tier tot gebissen. Besonders schlimm: Die Ricke war trächtig, trug zwei Kitze im Leib.

Für Jagdpächter Olaf Bodmann (75) aus Geesthacht, der sich das 340 Hektar große Areal zwischen Grabau, Schwarzenbek, Müssen, Sahms und Grove mit dem Schwarzenbeker Peter Gerigk und dem Wentorfer Michael Keller teilt, ist die Ricke nicht der erste Todesfall. Im vergangenen Jahr wurde schon einmal ein trächtiges Reh von Hunden gebissen. Gerigk: "Damals lebte das Tier noch und wir mussten es mit einem Fangschuss erlösen."

Ein Bock verendete, nach dem er sich mit den Hörner in einem Schafzaun verfangen hatte. Auch hier vermuten die Jäger, dass das Tier von Hunden gehetzt wurde. Auch die Schafe, die im vergangenen Jahr auf der sogenannten Schafwiese an der Grabauer Straße in Schwarzenbek gerissen wurden (wir berichteten), waren nachweislich von Hunden getötet worden.

Jetzt haben sich die Jäger mit Fotos des toten Rehs ausgestattet und bitten Spaziergänger, ihre Hunde anzuleinen. Viele sind betroffen und folgen der Aufforderung, andere nicht, berichtet Gerigk: "Einer hat mir sogar gesagt, wenn die Hunde das Tier nicht erwischt hätte, hätte ich es am nächsten Tag erschossen." Eine Aussage, die den 79-Jährigen nach wie vor empört: "Jäger schießen doch nicht auf trächtige Tiere." Sieben Böcke und 13 weibliche Rehe dürfen die drei Jäger jedes Jahr erlegen. Meist rechnen sie auch die Tiere hinein, die von Autos auf der nahen Bundesstraße 207 erfasst werden und von ihnen den Gnadenschuss erhalten. Verwerten lässt sich deren Fleisch allerdings nicht mehr.

Die toten Rehe sind jedoch nur ein Aspekt des Problems: Weil im Schwarzenbeker Stadtgebiet ein Leinenpflicht gilt, weichen Hundehalter auf die Feldmark aus. Auch wenn die Hunde kein Wildtier hetzen, sorgen sie jedoch dafür, dass sich das Wild immer seltener zeigt. "Das Rehwild ist immer scheuer und heimlicher, kommt erst ab 22 Uhr heraus", sagt Gerigk und kann dies sogar belegen: Im Jahr 2010 habe er 21 Mal angesessen und dabei 73 Stück Rehwild beobachtet: "Das ergibt eine Quote von 3,5. Die ist im Laufe der Jahre auf 2,1 Tiere pro Ansitz gesunken. Hätte ich in diesem Jahr nicht einmal eine Gruppe von acht Rehen beobachtet, läge die Quote sogar nur bei 1,4 Tieren."

Zwar ist die Zahl der Hunde zumindest in der Stadt Schwarzenbek nicht angewachsen - 2010 waren 784 Tiere gemeldet, 2013 sind es 790 - doch fehlen die Auslaufflächen. Beliebt waren bei Hundebesitzern die Flächen zwischen Gewerbegebiet und Gutsbetrieb in Lanken, doch dort steht jetzt ein Solarpark. Konfliktfrei ging es dort zwischen Hundehaltern und Jäger auch nicht zu: Im Jahr 2011 zählten Jäger elf von Hunden gerissene Rehe. Die Idee, dort eine eingezäunte Freilauffläche einzurichten, scheiterte damals an den Kosten.

Gerigk und Bodmann appellieren weiterhin an Hundehalter, ihre Tiere anzuleinen. "Auch wer seinen Hund so gut erzogen hat, dass er auf Zuruf gehorcht, ist leider ein schlechtes Beispiel für diejenigen, die ihr Tier nicht so gut im Griff haben", sagt Gerigk. Zudem haben sie die Gemeindevertretung gebeten, eine Anleinpflicht für die Feldmark zu beschließen. Dabei geben sich beide keinen Illusionen hin: "Flächendeckend kontrollieren kann man das nicht, aber wir hätten immerhin eine Handhabe", so Bodmann.