Raubüberfall: Das Urteil gegen den 21-jährigen Haupttäter Tim R. wird voraussichtlich morgen verkündet

Bis zu 300 Euro und mehr versenkte Tim R. täglich in diversen Spielautomaten. Auf legalem Wege war diese Spielsucht nicht zu finanzieren, deshalb plünderte der 21-Jährige zunächst das Konto seiner Mutter, versetzte den kostbaren Familienschmuck seiner Freundin zu Ramschpreisen und stiftete schließlich einen 17 Jahre alten Freund zu einem Raubüberfall auf eine Schwarzenbeker Spielhalle an. Gestern begann vor dem Landgericht Lübeck der Prozess gegen den aus dem Schwarzenbeker Umland stammenden Tim R.

"Wir saßen zu viert in meiner Wohnung und überlegten, woher wir Geld für Spielautomaten beschaffen konnten", schilderte der Angeklagte die Stunden vor dem Überfall. Schließlich sei man auf die Idee gekommen, "etwas mit der Spielhalle zu machen". Doch weder er selbst noch die anderen drei kamen als Täter infrage: Alle waren tägliche Stammgäste in der Spielhalle an der Hamburger Straße 33 und wären auch maskiert vielleicht erkannt worden.

Also karrte man einen Freund aus früheren Tagen aus dem fast 100 Kilometer entfernten Stade heran. "Sie drückten mir eine Schreckschusspistole in die Hand, stülpten mir eine Sturmhaube über und schoben mich in die Spielhalle. Wenn ich nicht mitspielte, wollten sie meiner Freundin etwas antun, drohten sie", hatte der 17jährige Benjamin K. vor der Polizei ausgesagt. "Benjamin hat freiwillig mitgemacht", behauptete dagegen gestern der Angeklagte vor Gericht.

Die Spielhallenaufsicht scheint den Überfall am 4. März diesen Jahres ohne psychische Schäden überstanden zu haben. "Ich wollte kurz vor Mitternacht gerade Feierabend machen, da stand der junge Mann mit der Pistole vor mir und verlangte Geld", berichtete die 38jährige Tanja K. dem Richter: "Natürlich habe ich einen furchtbaren Schreck gekriegt, aber am nächsten Tag konnte ich schon wieder arbeiten". Die Beute betrug rund 400 Euro, das Geld wurde vom Angeklagten Tim R. und seinen Freunden noch in derselben Nacht in Mölln und Gudow verspielt.

Tim R. wurde schon kurz nach dem Überfall auf die Spielhalle festgenommen. Einer der Mittäter hatte sich reumütig bei der Polizei gemeldet und die Tat gestanden (wir berichteten). Als einziger der fünf Tatbeteiligten sitzt er seit dem 21. März in Untersuchungshaft. Die anderen vier sind noch unter 21 Jahre alt und blieben als Heranwachsende von der Haft verschont. Sie werden sich in einem gesonderten Jugendgerichtsverfahren verantworten müssen.

Mit bewegenden Worten schilderte die Mutter des Angeklagten gestern, wie die Spielsucht ihren Sohn verändert habe. "Früher war er immer lieb und nett. Ich konnte mich vollkommen auf ihn verlassen. Doch plötzlich war er wie ausgewechselt, er wirkte unzugänglich und ständig unter Druck". Erst nach seiner Festnahme habe er ihr bei einem Besuch im Untersuchungsgefängnis die Spielsucht gestanden.

Das Urteil gegen Tim R. wird wahrscheinlich morgen ergehen.