Ferienprogramm in der Schwarzenbeker Polizeiwache

Die Tür hat innen keine Klinke und der weiß gekachelte Raum auch keine Möbel. Nur eine gemauerte Holzpritsche und die ist auffällig niedrig. "Die ist für die Betrunkenen, damit die nicht so tief herunterfallen", weiß ein kleines Mädchen.

15 Kinder drängen sich in der Arrestzelle der Polizeistation Schwarzenbek und schauen mit großen Augen zu Polizeihauptmeister Michael Backes auf. Der ist ein Polizist wie er im Buche steht - mit markantem Schnauzer und von eindrucksvoller Statur, ausgestattet mit einer natürlichen Autorität und dabei so vertrauenerweckend, dass man ihm gleich seine großen und kleinen Sünden beichten möchte. Kein Wunder, dass die Jungs und Mädchen, die am Mittwoch zusammen mit Tanja Wendt vom Stadtjugendring die Polizeistation besuchten, total gebannt an seinen Lippen hingen.

Backes ist einer von rund 30 Beamten, die in der Polizeistation an der Compestraße rund um die Uhr für die Europastadt und die umliegenden Gemeinden zuständig sind. "Für was brauchen wir die Polizei überhaupt", will er zu Beginn der Führung von den Vier- bis Zehnjährigen wissen. "Die Polizei sucht Einbrecher und sperrt sie ein", sagt ein Steppke. "Die Polizei hat Pistolen", ruft ein kleines Mädchen. "Ja, das mit den Einbrechern klappt manchmal. Aber ich sitze meistens im Büro und brauche meine Pistole nicht", sagt Backes. Trotzdem zeigt er den Kindern auf der rund zweistündigen Führung durch die Polizeistation das wohl Spannendste für die Kleinen: den gut gesicherten Waffenschrank. Im Raum steht auch eine Kiste mit Sand, über der die Pistolen geladen werden. Falls sich unabsichtlich ein Schuss löst, würde die Kugel vom Sand unschädlich aufgefangen.

Spannend finden die Kinder auch die Telefon- und Funkstation. Die Notrufnummer 110 kennen alle, sogar die Jüngste, die erst vier ist. "Die darf man aber nicht zum Spielen anrufen, sondern nur wenn es ernst ist", sagt der Polizist und die Kinder nicken.

Gemeinsam dürfen sie per Funk in der Lübecker Leitstelle anrufen - auf das vielstimmige "Hallo Südwind" schallt ein fröhliches "Hallo" von einer Männerstimme zurück. "Südwind" ist der Funkname der Leitstelle, die Schwarzenbeker Station heißt "Iltis 40".

Als nächstes ist der Polizistengürtel dran. Er enthält fast alles, was die Beamten im Einsatz gebrauchen können: Alkoholtestgerät samt Röhrchen, Einmalhandschuhe, Funkgerät, Handschellen, Knüppel, Pistolenhalfter, Reservemagazin und Taschenlampe. "Wichtig ist, dass immer die Hände frei sind für Block und Bleistift, wenn wir eine Anzeige aufnehmen", erklärt der Hauptmeister. Während Backes den Kindern die vielen "Anhängsel" für den Gürtel zeigt, rücken zwei Kollegen zu einem Einsatz auf dem benachbarten Ritter-Wulf-Platz aus. Dort liegt eine "Hilo", eine hilflose Person, was zwei Passanten gerade in der Wache gemeldet haben.

Weil die Kinder trotz der Hitze noch aufmerksam dabei sind, dürfen sie zum Abschluss auf dem Hof noch ein Polizeiauto "entern". Wermutstropfen: In dem Mercedes Vito gibt es auch eine Hundebox - nur leider sind Polizeihund Gonzo, ein holländischer Schäferhund, und sein Herrchen im Urlaub.