Uraufführung: Im September soll in St. Marien die “Missa“ von Chorleiter Wolfhard Lippke erklingen

Und obwohl der klassische, liturgische Text gesungen wird, ist es kein Gottesdienst, sondern Pop-Musik.

Seit 2006 ist Lippke Chorleiter der St.-Michael-Kirche. Er hat die Kirchenband "Playing Mantis" mit ins Leben gerufen, fühlt sich aber in der Klassik genauso wohl. Kein Wunder: An der Lübecker Musikhochschule hat Lippke, der mittlerweile als Musiklehrer an der Geesthachter Alfred-Nobel-Schule unterrichtet, Rock/Pop und Klassik studiert.

Seine Abschlussarbeit ist die "Missa", für die er Elemente aus Pop-Musik und Jazz verwendete. Drei Monate hat er 2010 an der Crossover-Komposition gearbeitet. "Man denkt, man singt und summt. Irgendwann, wenn die Geschichte schon weiter ist, setzt man sich ans Klavier", erklärt der Chorleiter, der sein Werk in voller Orchestrierung und mit Chor noch nie gehört hat. Doch nun hat er die Zeit gefunden, sein Werk mit dem Kirchenchor einzustudieren. Begleitet wird der Chor dabei von der Camerata Bergedorf, die Lippke ebenfalls leitet, sowie einem Orchester mit Streichern, Holzbläsern, Pauken, Bläsergruppen, E-Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard. Auch das Ensemble "Jong Vocaal Groningen", das im vergangenen Jahr in St. Michael gastierte, will beim Konzert mitsingen und hat bereits die Noten erhalten. Lippke: "Dann sind wir mehr als 50 Sänger."

Mit Premieren kennt sich Lippke aus: Im Jahr 2009 hat er sein Kirchenmusiker-Diplom für eine Neubearbeitung von Georg Phillip Telemanns Lukas-Passion aus dem Jahr 1744 erhalten. Weil es für dieses Stück keinen originalen Notensatz mehr gab, hat der damals 26-Jährige die Telemann-Handschriften bearbeitet. Ein Jahr später entstand seine Staatsexamensarbeit bei Professor Bernhard Ruf. Auch der ist für Schwarzenbeker Musik-Liebhaber kein Unbekannter: Mit Bandoneon-Spieler und Grammy-Gewinner Raul Jaurena gastierte er als "Jaurena-Ruf-Projekt" mit Tango-Musik bereits zwei Mal in der St.-Michael-Kirche.

Lippkes einziges Problem: Beim Crossover-Konzert "Rock n' Pray 2013" hätten weder Chor und Orchester noch Konzertbesucher in der kleinen Kirche am Haselgrund 1 Platz gefunden. Schützenhilfe leistet deshalb die katholische St.-Marien-Gemeinde in Bergedorf, die die Kirche am Reinbeker Weg 8 für die Uraufführung zur Verfügung stellt. Karten zum Preis von 13 Euro (ermäßigt acht Euro) gibt es bei allen Chormitgliedern, im Kirchenbüro der St.-Marien-Kirche, unter tickets @rocknpray.de sowie ab 15. Juli auch in den Bergedorfer Buchhandlungen Sachsentor und Alte Holstenstraße.

Das Konzert beginnt um 17 Uhr. Zunächst erklingt ein Choral Hildegard von Bingens, dann folgt christlicher Pop und Hip-Hop, unter anderem von Xavier Naidoo und Silbermond. Zum Abschluss erklingt dann die "Missa".