Flohmarkt: Hunderte Besucher durchstöbern die Stände

"Sonst hätte ich bestimmt lange in Geschäften gesucht und viel mehr für so etwas ausgegeben", sagte sie. Ihre Tochter Sophie stöberte derweil an einem Bücherstand und fand ein Exemplar aus der "Baumhaus-Reihe". "Den Band über die Ritter hatte ich noch nicht", freut sie sich, und ein paar schöne T-Shirts gab das Budget auch noch her, obwohl die beiden zuvor schon auf dem Flohmarkt in Büchen waren.

Und das alles vermutlich ohne sich einen Floh eingefangen zu haben. Das war im Paris des 18. Jahrhunderts noch anders: Auf Märkten verkauften die Armen ihre Sachen, die sie manchmal auch von Reichen geschenkt bekamen, um so ihre Kasse aufzubessern. Ob arm oder reich - in den Lumpen steckten damals allerhand Flöhe, die beim Kauf auch gleich ihre Besitzer wechselten, denn die Plagegeister können bis zu einem Meter weit springen. Deshalb hießen die Märkte "Marché aux Puce" - Markt mit Flöhen.

Flöhe sind spätestens seit der Erfindung der Waschmaschinen wohl an den Marktständen kaum mehr zu finden. Geblieben ist aber die Motivation, auf den Flohmarkt zu gehen, um Gebrauchtes aus dem heimischen Haushalt gewinnbringend zu veräußern. Unter den Käufern gibt es drei Gruppen: Die einen besuchen den Flohmarkt, weil sie kein Geld für neue Produkte haben. Die anderen sind Jäger und Sammler. Sie kommen schon kurz vor der Eröffnung der Märkte und suchen nach bestimmten Dingen, die ihnen noch fehlen: Tiffany-Lampen, Zinnbecher, Spiele für den Gameboy oder altes Geschirr. Die dritte Gruppe der Marktbesucher bummelt einfach nur so herum, stöbert im Reich der Nostalgie, begibt sich in andere Jahrhunderte und nimmt meistens auch etwas Unnötiges mit, damit sie nicht umsonst auf dem Markt war.

Der Händlerin Madlen Deinhard-Kleemann ist es eigentlich egal, aus welchem Grund die Kunden kommen. "Ich verkaufe hier Dinge, die mir meine Verwandten gegeben haben. Sie selbst wollen nicht so gerne auf den Flohmarkt gehen", sagte die 65-Jährige. Tiffany-Lampen, eine Handtasche aus Nerzfell, eine 70 Jahre alte Schreibmaschine, Kindersachen und Bücher bot sie an. In der prallen Sonne wollte die Händlerin bis zum Nachmittag aushalten und schützte sich einem schwarzen Regenschirm vor der Sonne. Schlapp gemacht haben aber wohl ihre Volksmusik-Schallplatten, die in der Wärme dahinschmolzen.