Simson-Duo-Cup in Neu-Kasseburg ist Deutschlands einziges Rennen für die Ex-DDR-Krankenfahrstühle

Das waren harte Bedingungen für die zwölf Fahrer, die ihre Strecke "Kasseburgring" nennen. Beim Finale rasten die Piloten der Krankenfahrstühle aus DDR-Produktion um die Kurven und hoppelten über die matschige Graspiste. In der DDR wurden die Vehikel durch die Sozialversicherung nur an Schwerbehinderte, etwa an Beinamputierte, verliehen. In den normalen Verkauf kamen sie nicht. Entsprechend wenige fuhren auf den Straßen herum.

Für die Maschinen galten beim Rennen besondere Bestimmungen. So dürfen nur 50-Kubikzentimeter-Simson-2-Kanal-Zylinder verwendet werden, die bis 1989 hergestellt wurden. Außerdem dürfen nur Polradzündungen und ausschließlich Drei- oder Viergang-Getriebe aus der Simson-Produktion eingebaut sein. Wolfgang Tijssen, der Organisator des Rennens, hat sein Duo vor etwa 15 Jahren für 50 Mark erworben. "Es war nur ein Haufen Schrott", sagte er. Ein Jahr hat er das dreirädrige Gefährt aufgebaut. Ersatzteile zu beschaffen, war nicht das große Problem, denn die Teile wurden auch in dem beliebten Moped "Schwalbe" von Simson verwendet. Nur die Blechteile wie das Beinschild musste Tijssen selber herstellen. Für das Finale hatte er sich große Hoffnungen gemacht, doch am Schluss der acht Runden ging seinem Gefährt die Kraft aus und er kam auf Platz vier.

Sieger wurde wie im letzten Jahr Pjörn Baasch (36) aus Hamburg. Er stieg nach dem Rennen völlig schlammverschmiert von seinem Duo und nahm den Siegerpokal entgegen. Damit ist Baasch der alte und neue Simson-Duo- Weltmeister. Die Organisatoren gehen davon aus, dass ihr Rennen weltweit das einzige dieser Art ist. Bei der Siegesfeier ließen sie - ganz standesgemäß - die "Rotkäppchen"-Sektkorken knallen.