Schwarzenbek (cbx). Wie reagiere ich, wenn zwei Kinder miteinander Doktorspiele veranstalten?

In Kindergärten oder Kitas stellt die natürliche, kindliche Entdeckungsphase der unterschiedlichen Geschlechter und die damit einhergehende Entwicklung der eigenen Sexualität die Betreuer oft vor ein großes Dilemma: "Immer mehr Fachkräfte kommen auf uns zu, weil sie nicht wissen, wie sie mit dieser Frage umgehen sollen", erklärt Birgit Maschke von der Fachstelle für Kinderschutz des Kreises Herzogtum Lauenburg. Das Problem: Die Berichterstattung von sexuellen Übergriffen in Institutionen wie Schulen oder Kindergärten führe zu einer gesteigerten Verunsicherung bei den Eltern. Maschke selbst kennt Fälle, wo Eltern nach dem Alter entsprechenden und völlig angemessenen sexuellen Handlungen den Ausschluss eines Kindes aus der Kita oder gar die Einweisung in eine Psychiatrie gefordert haben.

Aber was ist eigentlich normal? Um diese Frage zu beantworten, hat Maschkes Fachstelle eine Empfehlung für die Kindergärtner des Kreises herausgegeben. Die "Handreichung Sexualerziehung in Kindertagesstätten" entstand in Kooperation mit dem Fachdienst Kindertagesbetreuung, Jugendförderung und Schulen sowie dem Beratungsdienst Pro Familia und wurde jetzt im Schwarzenbeker Rathaus 52 Erziehern aus dem Kreis vorgestellt. Das 23 Seiten umfassende Werk enthält auch eine Übersicht über die psychosexuellen Phasen der kindlichen Entwicklung.

"Damit wollen wir Handlungssicherheit vermitteln", so Maschke.

Aus Sicht des Kinderschutzes sei ein komplettes Verbot von sexuellen Aktivitäten in der Entwicklung nicht wünschenswert. "Erst wenn die Kinder ihre eigene Sexualität kennengelernt haben, können sie auch Grenzverletzungen durch Erwachsene oder andere Kinder artikulieren", sagt Katharina von Renteln vom Verein "Dunkelziffer" aus Hamburg. Die Psychologin und ihre Kollegen von "Petze - Institut für Gewaltprävention" und "Wendepunkt" aus Elmshorn verfolgen mit dem Kinderbuch "Löwi Löwenstark" (Dunkelziffer), der "Starke-Sachen-Kiste" (Petze) sowie der Puppe "Kinderkummerkönig" (Wendepunkt) dasselbe Ziel: Kinder brauchen für ihre gesunde Entwicklung Freiräume, in denen sie sich - auch ohne die Blicke der Erwachsenen - ausprobieren können, damit es ihnen bei einem Missbrauch leichter fällt, diesen mitzuteilen.