Schwarzenbek (rz). Autofahrer, die an der Auffahrt von der Kerntangente zur Europabrücke den bei Rotlicht wartenden übrigen Pkw-Lenkern einen “Vogel zeigen“, brauchen nicht mit einer Anzeige zu rechnen.

Denn diese Lichtzeichenanlage hat tatsächlich einen Vogel, genauer gesagt gleich mehrere: In dem Mast, etwa in Höhe des roten Ampellichts, hat sich ein Blaumeisenpärchen eingenistet.

In etwa 2,80 Metern Meter Höhe gibt es in dem Stahlrohr des Ampelmasts ein Loch von etwa drei Zentimetern Durchmesser. Das hat ein Meisenpärchen genutzt und in dem stabilen Bauwerk ein Nest aus Moos angelegt, das mit Federn und Haaren aufgepolstert wird. Eigentlich sind Blaumeisen Baumhöhlenbrüter. Wenn aber gerade kein Baum mit einem passenden Loch bereit steht, weichen die Singvögel gern auf andere Höhlen als Brutplatz aus. Dann nutzen sie zum Beispiel Briefkästen, Eisenrohre oder sogar Konservenbüchsen - und manchmal auch eine Ampel.

Wie viele Küken in dem Nest sind, kann man nicht ausmachen. Gewöhnlich brütet das Weibchen jedoch acht bis zehn Eier aus.

Die Brutzeit beträgt etwa 15 Tage. Anschließend bleiben die noch nackten Küken 15 bis 20 Tage im Nest. In der ersten Woche wärmt die Mutter den Nachwuchs mit ihren Flügeln.

Ab der zweiten Woche versorgen dann beide Eltern die kleinen Meisen mit Nahrung. Tausende Male am Tag flattern sie zu dem Nistplatz und füttern ihre Jungen mit Insekten und anderen Kleintieren. Wer aufmerksam an dem Fußgängerüberweg lauscht, kann das laute, gierige Zwitschern der Jungen hören, die auch nach dem Ausfliegen weiter von den Eltern gefüttert werden.