Alter Friedhof: Vor 175 Jahren entstand die Grabanlage

Das war nicht immer so: Als der Friedhof geweiht wurde, lag er noch auf weitgehend freiem Feld. Er entstand aus Grundstücksteilen der Familien Franck und Tiedemann aus der Lauenburger Straße und Sempel und Roggon aus der Uhlenhorst. Weil 1838 rund um die Kirche kein Platz für weitere Gräber vorhanden war, wurde die Anlage an der Uhlenhorst als "Neuer Friedhof" in Betrieb genommen. Neu war auch die Form: Die Begräbnisstätte wurde als Park angelegt, wie es damals gerade modern war. "Obwohl Schwarzenbek damals gerade einmal 500 Einwohner zählte, hat dieser Friedhof fast etwas großstädtisches", sagt Archivarin Dr. Anke Mührenberg.

Was Mührenberg sonst noch in alten Unterlagen über den Friedhof herausgefunden hat, der nach Anlage des neuen Grabfelds an der Möllner Straße nun der "alte" Friedhof ist, wird sie am Sonnabend, 8. Juni, erzählen: Um 11 Uhr beginnt an der Uhlenhorst eine Feierstunde zum 175-jährigen Jubiläum der Anlage. Sie beginnt mit einer Andacht durch Pastorin Christiane Klinge. Neben Mührenbergs Vortrag gibt es eine Fotoausstellung und Führungen durch Friedhofsleiter Matthias Beth. Organisiert wird die Feierstunde von der evangelischen Kirchengemeinde als Besitzer der Anlage und dem Freundeskreis Alter Friedhof. Der Freundeskreis hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass die Anlage 2011 zum Kulturdenkmal ernannt wurde.

Auf dem Areal sind zahlreiche alte Familiengräber aus der Zeit der Jahrhundertwende erhalten geblieben, so die von einer Frauengestalt geschmückte Anlage der Familie Schlenker. Auch Dr. Richard Saur, der die erste Apotheke in Schwarzenbek gründete, liegt hier ebenso begraben wie der ehemalige Pastor Christian Heß und Hans Koch, der von 1954 bis 1970 Bürgermeister der Europastadt war.

Der Pavillon im Zentrum des Friedhofs und der aus Stein gemeißelte griechische Buchstabe "Alpha" sowie das aus Buchsbaum gepflanzte "Omega" stammen von Gerhard Kolbe (89). "Als ich vor vielen Jahren im Krankenhaus lag und mit dem Tode rang, stand mir Pastor Huppenbauer bei", erinnert sich der Architekt, Grafiker und Ex-Gastronom. Als er wieder gesund wurde, bedankte er sich auf seine Art und schuf die Skulptur, die Geburt und Tod symbolisiert. Auch der Engel am Urnenfeld verdankt Kolbe seine Existenz: Die Figur stand seit 120 Jahren als Grabwächter an der Uhlenhorst.

Als das Grab abgeräumt wurde, landete die Figur zur Entsorgung auf dem Neuen Friedhof. Der damalige Friedhofsleiter rettete den Engel und stellte ihn an der dortigen Kapelle auf. 2009 war das Kupfer derart marode, dass die Kirche zur Spendensammlung aufrief. Mittlerweile ziert eine Replik aus Bronze das Areal an der Möllner Straße, während der restaurierte Original-Engel an seinen alten Standort zurückgekehrt ist.