Stadwerke-Chef: Fracking ist keine beherrschbare Technik

Ein mit 2,40 Euro frankierter Briefumschlag mit den knapp 700 Unterschriften ist seit gestern auf dem Weg nach Berlin: Das Treffen der SPD-Ortsvorsitzenden in Mölln hatten die Genossen genutzt, um vom Restaurant Quellenhof in die Innenstadt zu marschieren und den Briefumschlag, adressiert an Bundesumweltminister Peter Altmaier, einzuwerfen.

Allein 230 der knapp 700 Unterschriften kommen aus Schwarzenbek. "Das ist eine tolle Zahl, die die Besorgnis der Menschen deutlich macht", sagt Bundestagskandidatin Nina Scheer, die den Gesetzentwurf der Bundesregierung kritisiert, der Fracking lediglich in Wasserschutzgebieten untersagt hätte. "Damit wäre Fracking auf 80 Prozent der bundesdeutschen Flächen möglich", so die SPD-Umweltexpertin.

Bundesweit hatten Bürger 162 000 Unterschriften gegen Fracking gesammelt, die ihre Wirkung nicht verfehlten: Gestern hat die Bundesregierung entschieden, auf den umstrittenen Gesetzentwurf in dieser Legislaturperiode zu verzichten.

Für Scheer ein Erfolg: Sie stellt die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens in Frage und kritisiert den hohen Flächenverbrauch: Um Erdgas mittels Fracking zu fördern, würden zahlreiche, bis zu drei Hektar große Bohrfelder angelegt. Scheer "Das geht nicht in so einem dicht besiedelten Land wie Deutschland."

Davon unberührt gilt die "Aufsuchungsgenehmigung" im Erlaubnisfeld Schwarzenbek weiter. Die kanadische Firma PRD Energy darf fünf Jahre erkunden, ob sich eine Förderung lohnt. Das es auch anders geht, zeigt das Beispiel der im Norden des Landes tätigen RWE DEA AG: Das Unternehmen hat vorab erklärt, auf Fracking zu verzichten.

"Aus Sicht der Stadtwerke handelt es sich beim Fracking um keine beherrschbare Technik", sagt Ralf Hinzmann, Bauamtsleiter und Geschäftsführer des Schwarzenbeker Wasserwerks. Das Kontaminieren der wasserführenden Schichten mit teilweise unbekannten Chemikalien könne derzeit nicht ausgeschlossen werden und würde zu Schäden führen, die später nicht zu sanieren seien. Hinzmann: "Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel und sollte auch entsprechend geschützt werden."