Schwarzenbek (cus). Ein Netz sich rechtwinklig kreuzender Wege durchzieht den Rülauer Wald. Sie stammen aus der Zeit, als der Wald noch forstwirtschaftlich genutzt wurde. Doch ein Weg ist noch älter. Er durchschneidet das Gittermuster der rechtwinkligen Wege und führt nahezu gradlinig von der Radewiese nahe der Schützenallee nach Gülzow: der Knotenstieg.

Auf Gülzower Gebiet fast verwildert, ist er nach der Übernahme des Waldes durch die Stiftung Naturschutz auch auf Schwarzenbeker Gebiet aus der Pflege genommen worden.

Widerstand dagegen kommt nicht nur vom Heimatbund und Geschichtsverein, der die Schwarzenbeker Parteien schon im Februar bat, den alten Pfad als Teil eines Wanderwegenetzes zu erhalten (wir berichteten). Auch die Europäische Wandervereinigung setzt sich für den Erhalt der Wegeverbindung ein. Für die ehrenamtlichen Wegewarte Frank Schlinzig (76) aus Glinde und Ulrich Zündel (71) aus Bergedorf ist der Stieg ein historisches Denkmal. "Wir verabschieden uns hier von einer Tradition", sagt Schlinzig. Bis vor 15 oder 20 Jahren hatte die Wandervereinigung noch viele alte Stiege und Wege im Bestand. Mittlerweile wurde die Pflege aufgegeben und die Wege verschwanden. Schlinzig: "Der Knotenstieg ist der letzte noch verbliebenen Weg."

Die verknoteten Zweige der Bäume bildeten wie die Steinhaufen im Gebirge oder Schnitzereien in der Baumrinde die Wegemarkierung. "Einst war der 'Wegzeichenschneider' ein alter Beruf", berichtet Schlinzig.

Die Zeichen an den Bäumen dienten jedoch nicht den Wanderern als Hinweis, sondern waren zur Orientierung für adlige Jagdgesellschaften gedacht. So entstand unter anderem der Gabelweg bei Dresden, der heute längst ein Wanderweg ist. Weitere Wanderwege aus historischen Handelsrouten sind der Pickerweg zwischen Wildeshausen und Osnabrück oder der Rennsteig zwischen Thüringen und Bayern.

Andere Wege wie der Schlangenweg in Aumühle wurden hingegen künstlich angelegt. "Er wurde von Gastronomen geplant, die ihren Gästen einen Spazierweg am Ufer der Bille anbieten wollten", sagt Schlinzig.

Eine solche Lösung könnte sich der Wegewart, der für mehr als 600 Kilometer Wanderwege rund um Hamburg zuständig ist, auch für den Knotenstieg vorstellen. Statt auf dem Gut Gülzow zu enden, könnte der Weg am Fasanenweg in Richtung Kollow abknicken und von da an als Rundwanderweg wieder zurück nach Schwarzenbek geführt werden.

"Wir verabschieden uns hier von einer Tradition" Frank Schlinzig, ehrenamtlicher Wegwart