Havekost (pas). Kühe gehören zu Havekost, wie das Amen in die Kirche. “Von unseren fünf landwirtschaftlichen Betrieben halten zwei Milchkühe und einer Mutterkühe“, erklärt Bürgermeister Jürgen Höltig (FWH) vor dem kleinen Dorfspaziergang durch den Ort, der am Gasthof Höltig startet und zu dem sich Landwirt Hermann Winterberg gesellt.

Der Gasthof ist einer von Höltigs Standbeinen. Außerdem baut der Ur-Havekoster noch Tabak und Mais in dem Ort an, dessen Hauptstraße die Bewohner bewusst nicht Dorf- sondern Lindenstraße genannt haben. "Linden gibt's hier ja genug", sagt der Bürgermeister des 160-Einwohner-Ortes und zeigt auf die hohen Bäume, die den Weg säumen.

Wir kommen an einem schmucken Reetdachhaus mit antiken Pferdegiebeln vorbei. "Das haben die Besitzer vor einiger Zeit nach dem alten Stil saniert", so Höltig. Viele alte Bauernhöfe in dem Dorf sind saniert und zu Wohnraum umgebaut. Am Ende der Straße machen wir vor einem Milchviehbetrieb Halt. "Die Milchbauern hatten sich nach der Preiskrise eigentlich wieder ganz gut erholt", sagt Winterberg: "Aber jetzt leiden sie unter dem hohen Getreidepreis, denn das schlägt sich auch auf die Futterpreise nieder." Winterberg war nämlich einer der letzten, die noch die alte Dorfschule zwischen Havekost und Möhnsen besuchten, die es bis 1974 gab. "Vier Klassen wurden in einem Raum unterrichtet. Als Erstklässler saß man hinten an der Wand, in der vierten dann vorne an der Fensterfont", erzählt er und fügt hinzu: "Es war eine schöne Zeit. Wir waren eine richtig gute Gemeinschaft."

Als ein Traktor über die Lindenstraße fährt, folgen wir dem Gefährt. Mit einem Anhänger voller Tabakblätter zuckelt er auf Höltigs Hof. "Ich baue auf 20 Hektar an, noch bis Ende September ernte ich", sagt er. Wie lange er seinen Tabak, der am Ende in ägyptischen Wasserpfeifen landet, noch produziert, weiß er nicht. Auch Höltig leidet darunter, dass die EU den Tabakbauern die Beihilfen gestrichen hat.

Dann geht es weiter über die Lindenstraße zur Feuerwehr des Ortes. Die 25 aktiven Mitglieder hatten ihren letzten Einsatz, als ein Schweinetransporter in Schwarzenbek umgekippt war. "Eigentlich ist jeder des Dorfes in der Feuerwehr, viele auch nur als förderndes Mitglied", sagt Winterberg. Denn Vereine gibt es in Havekost nicht und die Dorffeuerwehr sorgt für den sozialen Zusammenhalt.

Dann geht es per Auto zur Biogasanlage von Havekost. Sieben Landwirten gehört die 800-Kilowatt-Anlage, die 2007 gebaut wurde. "Drei Viertel der Havekoster Haushalte nutzen die Wärme, den Strom verkaufen wir an die Schleswig-Holstein Netz AG ", sagt der umtriebige Bürgermeister, der auch Geschäftsführer der Anlage ist, die jährlich bis zu 300 Hektar Mais benötigt. "150 Hektar kommen aus Havekost, der Rest aus den umliegenden Gemeinden", sagt Miteigentümer Winterberg. Die Biogasanlage, das wird schnell klar, gehört genauso zum Ort wie die Kühe, der Tabak und die Feuerwehr.