Schwarzenbek. Kaum hatte Sven Galonska, Obermeister der Friseur-Innung aus Ratzeburg, die Schere angesetzt, tönte es aus dem Saal: “Langweilig, das ist doch langweilig.“

Was ein Eklat hätte werden können, war jedoch Teil der Show, zu der 150 Friseurinnen und Friseure aus dem gesamten Kreisgebiet in den Saal der "Alten Meierei" gekommen waren.

"Wenn ihr das besser könnt, kommt ihr doch nach vorn", antwortete Galonska den "Pöblern" und holte seinen Vorstandskollegen, den Schwarzenbeker Friseurmeister Oliver-Patrik Kolbow gemeinsam mit Jörg Zecher aus Wismar, Jill-Marie Heinrich aus Sandesneben, Jenny Fischer aus Wohltorf, Kathrin Schumacher und Sabine Schlie aus Ratzeburg sowie Pino Grasso, Trainer der Firma C:EHKO auf die Bühne. Die drehten die Rockmusik auf und ließen im Rhythmus die Scheren klappern. Kolbow gestikulierte teilweise ohne hinzusehen mit ausladenden Armbewegungen. Die langen Haarbüschel flogen meterweit von der Bühne. Zecher schob den Hut ins Gesicht, tanzte mit einer schweren Scherentasche "bewaffnet" um seine Kundin. Die zuvor langhaarigen Models verließen anschließend mit schicken Kurzhaar-Frisuren und unter Beifall des Publikums die Bühne.

Das Ganze hatte nichts gemeinsam mit der früher üblichen "Modeproklamation" der Innung. Zuletzt hatte es einen solchen "Trendabend" vor zwölf Jahren in "Schröders Hotel" gegeben. Kolbow und Zecher hatten am Anfang absichtlich übertrieben, um das Publikum zu "puschen". Beim Frisieren der nächsten beiden Models ließen sie aber nur etwas nach, schnitten im Takt der Musik, mit zwei Scheren gleichzeitig oder wild gestikulierend. Dazwischen erklärten sie was Trend ist.

"Der Scheitel ist out. Die Frisuren werden vom Punkt aus geschnitten", sagte Kolbow. Angesagt ist der Bob, ob kurz oder länger. Aufgepeppt wird der Bob mit dem so genannten "Undercut", den Unterschneidungen. Die unten liegenden Haare werden also sehr kurz gehalten, teilweise rasiert. Das Deckhaar liegt lang darüber. So wird die Frisur schmal, die Schwere wird heraus genommen. Teilweise wird der Bob so geschnitten, dass die verschiedenen Stufen konvex und konkav liegen. Bei der Haarfarbe sind nicht mehr "Buntes", sondern Erdtöne angesagt. Warme und kalte Töne gehören jedoch nicht auf einen Kopf.

Im Gegensatz zu den Trends in anderen Ländern, sei das umsetzbar. "In Kanada sind jetzt künstliche Ansätze modern. Das will hier keiner sehen", verblüffte Kolbow die Gäste. Die Kanadierin färbt sich die Ansätze auf einer Länge von zwei Zentimetern dunkel und die Längen blond. Verrückt ist auch der angesagte Trend in Island. Dort lassen sich die Kundinnen den Pony komplett weg schneiden.

Fast drei Stunden ließen sich Friseurinnen und Friseure inspirieren. Kolbows Appell an seine Innungskollegen: "Seid kreativ und zeigt was Ihr könnt."