Schwarzenbek (cus). Eine Woche lang steht die Europastadt ganz im Zeichen der Literatur. Vom 1. bis zum 8. Oktober wird in der Stadt vorgelesen - im Rathaus, dem Amtsgericht, der Polizeiwache und vielen weiteren Orten.

Einer der Vorleser ist Heinz Buchholz. In "Iwan, das Panjepferd" beschreibt der in Reinbek lebende Autor seine Erlebnisse während der Flucht vor der Roten Armee im Jahr 1944 aus Ostpreußen.

Buchholz ist 13 Jahre alt, als sich seine Familie am 1. August 1944 aus dem Kreis Schlossberg an der Grenze zu Litauen auf dem Weg Richtung Westen macht. "Mein Vater war zum Volkssturm eingezogen." Auf der Flucht schenkt ein Soldat dem Jungen das Panjepferd. "Iwan" hat einen Splitter im Bein und hinkt. Wenn andere Soldaten dem Jungen das Pferd wieder wegnehmen wollen, hinkt es sogar besonders stark.

"Dann konnte sich kein Reiter auf ihm halten." Das Pferd wird nicht nur treuer Begleiter einer chaotischen Flucht, sondern auch Lebensretter in gefährlichen Situationen, Tröster und Therapeut für den Jungen. "Er war an meiner Seite, wenn er merkte, dass ich die Umstände der Flucht nicht mehr verkraften konnte", erinnert sich der 80-Jährige, der das Buch im Eigenverlag herausgegeben hat.

Ein Arzt empfahl ihm, seine Lebenserinnerungen aufzuschreiben, nachdem Buchholz - schon längst ein erfolgreicher Kaufmann und Unternehmer - nur noch mit schweren Beruhigungsmitteln einschlafen konnte.

Fast 60 000 Mal haben sich Buchholz' Lebenserinnerungen verkauft, darunter auch in Estland, wo das Buch als "Seelenpferd Iwan" sogar Einzug in den Schulunterricht gehalten hat. Das Panjepferd (von slawisch pan: Herr) ist ein ausdauerndes und genügsames Arbeitspferd, das vor allem in Osteuropa in der Landwirtschaft eingesetzt wurde. Das Pferd hat ein Stockmaß von knapp 1,50 Meter und zog die nach ihm benannten Panjewagen oder -schlitten. Buchholz liest gemeinsam mit Ex-Lehrer Ulrich Pflugstert am Sonntag, 2. Oktober, um 15.30 Uhr im Festsaal des Rathauses.