Schwarzenbek. Die mehr als ein Jahr dauernde Hängepartie über die Zukunft von Jugendtreff und Kaiserhof ist wohl ausgestanden - aber völlig anders, als viele Kommunalpolitiker das noch zu Beginn der Stadtvertretersitzung erwartet hatten.

Hinter vorgehaltener Hand und angesichts der Mehrheitsverhältnisse in der Stadtvertretung galt der Verkauf der Gebäude an Investor Frank Kiefaber als beschlossene Sache. Doch dann kam alles anders.

In nichtöffentlicher Sitzung haben die Stadtvertreter am Freitagabend kurz nach 23 Uhr den Vertrag mit Investor Frank Kiefaber über den Verkauf der Immobilien Markt 6 und 8 (Kaiserhof und Jugendtreff) in namentlicher Abstimmung mit knapper Mehrheit abgelehnt. Dabei stimmten sie auch innerhalb der Fraktionen unterschiedlich ab, ein Teil der Politiker verließ sogar den Saal.

Damit ist wieder alles offen. Ob es jetzt weitere Verhandlungen mit dem Hamburger Projektentwickler gibt oder ob das Projekt komplett vom Tisch ist, war im Anschluss an die Sitzung völlig unklar. "Ich stehe noch ganz unter dem Eindruck der Ereignisse", sagte der sichtlich ratlose Bürgervorsteher Karsten Beckmann im Anschluss an die Sitzung, die hinter verschlossenen Türen stattgefunden hatte.

Wie berichtet, wollte Kiefaber die beiden Gebäude weitgehend entkernen und mit einem Glastrakt verbinden. In den Gebäuden soll ein Kaufhaus mit mehreren Läden (Shop in Shop) entstehen. Entsprechende Pläne hatte der Investor bereits vor mehr als einem Jahr beim Bürgerverein in der einzigen öffentlichen Präsentation vorgestellt. Danach wurde nur noch hinter verschlossenen Türen darüber beraten.

Die Pläne waren allerdings bis zuletzt umstritten. Knackpunkt ist der angebotene Kaufpreis, über den nur spekuliert werden kann. Es gibt aber wohl auch Probleme mit der Grundstücksgrenze, denn direkt nebenan liegt die St.-Franziskus-Kirche und die Kirchengemeinde müsste ein Stück ihrer Fläche für das Projekt abgeben. Unklar ist auch, wohin der Jugendtreff bei einem Vertragsabschluss umziehen könnte.

Ein weiterer Knackpunkt in der nächtlichen Sitzung klang bereits im öffentlichen Teil an. Die Jugendlichen, die nach der Einrichtung des Kinder- und Jugendbeirats eigentlich ihre Interessen gegenüber der Stadt vertreten sollten, können tatsächlich nur begrenzt bei wichtigen Entscheidungen mitreden. Denn sie sind bei nichtöffentlichen Sitzungen nicht zugelassen.

Matthias Schirmacher (Grüne) hatte das bereits zu Beginn der Stadtvertretersitzung moniert. Er war ohnehin gegen das Kiefaber-Projekt, weil ihm der Kaufpreis zu gering erschien. Schirmacher bemängelte, dass nicht alle Unterlagen in den Ausschüssen behandelt wurden und dass der Kinder- und Jugendbeirat nicht gehört wurde. Das kritisierte auch Eberhard Schröder (FWS), als es um eine bessere Betreuung des Beirats ging: "Wir wollen den Jugendlichen helfen und ihnen dann den Jugendtreff unter dem Hintern weg verkaufen, ohne sie zu beteiligen."