Schwarzenbek (cus). “Die Zeit heilt alle Wunden“ - ein Satz wie ein Messerstich, den Nadine Beyer zur Genüge gehört hat.

Nach dem Tod eines nahestehenden Menschen - vor acht Jahren starb die kleine Tochter der heute 38-Jährigen - ist nichts mehr wie es war. Wohlmeinende Beileidsbekundungen helfen da wenig. Und irgendwann, so Beyers Erfahrung, reagiert die Umwelt genervt auf Trauernde.

Hier setzen die drei Sterbeammen an: Nadine Beyer, Heike Vetter und Sabine Willers begleiten sowohl die Hinterbliebenen in ihrer Trauer als auch Todkranke beim Sterben. Die drei Frauen haben die Sterbeammen-Akademie der Hamburger Heilpraktikerin Claudia Cardinal besucht, die sich seit Jahren bemüht, das Thema Tod zu enttabuisieren. "Wir waren nicht im selben Kursus, haben uns erst später in Schwarzenbek kennengelernt", sagt die Brunstorferin Sabine Willers (47), die im Geesthachter Hospiz arbeitet. Dritte im Bunde ist Heilpraktikerin Heike Vetter (43), die in ihrem Beruf auf vielfältige Weise mit dem Thema Tod konfrontiert wird.

"Es gibt todkranke Patienten aber auch solche mit Panikattacken oder Depressionen, die sich auf Traumata durch den Tod eines nahen Verwandten zurückführen lassen", sagt Vetter und berichtet von einem 60-jährigen Patienten, der 50 Jahre lang den Tod seines Vaters nicht verwinden konnte: "Die Mutter konnte mit ihrem Sohn nicht darüber sprechen, das Thema war in der Familie tabu." Grund genug für Vetter, die 160-stündige Zusatzqualifikation zur Sterbeamme zu absolvieren.

Als "Sterbeammen-Netzwerk" haben sich die drei Frauen jetzt zusammengeschlossen, laden am Dienstag, 1. Februar, von 10 bis 18 Uhr zum Tag der offenen Tür in ihre Räumlichkeiten im ersten Stock des Ärztehauses an der Hamburger Straße 33 ein. Ein erster Versuch, Büroräume anzumieten, war am Veto des Vermieters gescheitert, der kein Schild mit der Bezeichnung "Sterbeamme" an seiner Haustür wollte. "Hier ging das ganz problemlos", sagt Vetter. In dem Raum wollen die Ammen auch Trauerkurse anbieten. "Wenn ein Kind stirbt, sind nicht nur die Eltern traumatisiert, sondern auch die Kinder in der Kita-Gruppe oder Schulklasse. Wir wollen den Raum schaffen, damit diese Kinder ihre Trauer, Wut und ihre Ängste in Worte fassen können", sagt Beyer. Geplant sind auch Seminare für Erzieher, Lehrer oder Altenpfleger.

Dazu wird eine Sterbebegleitung angeboten und es gibt Infos zu Bestattungsformen. "Die wenigsten wissen, dass man einen Verstorbenen auch zu Hause aufbahren und eine Totenwache halten kann, um Abschied zu nehmen", sagt Willers. Wer das nicht will, dem empfiehlt die Amme auch den Abschiedsraum in der Kapelle des neuen Friedhofs. Denn als Konkurrenz zu Kirche und Bestattern sehen sich die drei Frauen nicht, eher als Ergänzung. Die Sterbeammen sind unter (0 41 51) 8 34 41 10 zu erreichen.