Lauenburg / Geesthacht. Lauenburg ist finanziell am Ende. Mit fast 20 Millionen Euro stehen die Stadtkonten im Minus, gleichzeitig stagnieren die Einnahmen. Jetzt soll ein radikaler Schritt die Zukunft der Elbestadt sichern: Lauenburg (11 436 Einwohner) will künftig von der Nachbarstadt Geesthacht (29 258 E.) verwaltet werden.

"Wir streben eine Kooperation der Verwaltung auf allen nur denkbaren Ebenen an", sagt Bürgermeister Harald Heuer über erste Gespräche mit Volker Manow, dem amtierenden Bürgermeister der 14 Kilometer entfernten Nachbarstadt. Nur gemeinsam mit Geesthacht könne Geld eingespart werden. "Wer 20 Meter unter die Wasseroberfläche gesackt ist, dem nutzt ein Meter Auftrieb nicht mehr", so Heuer.

In der Praxis ist vor allem an eine Zusammenlegung von Ämtern gedacht und an Einsparungen beim Personal der 60 Mitarbeiter starken Lauenburger Verwaltung. Lauenburg würde als Stadt zwar eigenständig bleiben, die Regie im Rathaus würde an die Nachbarstadt mit ihrer 450-köpfigen Verwaltung übergehen.

"Betriebsbedingte Kündigungen" werden zwar ausgeschlossen, aber: Eveline Hebestreit, Leiterin des Lauenburger Amtes für Ordnung und Kultur, geht in eineinhalb Jahren in den Ruhestand, Stadtjugendpfleger Winfried de Boer bereits in einem Jahr. Diese Posten könnten dann in die Hand der Stadt Geesthacht gegeben werden. Auch Heuers eigener Posten steht zur Disposition: "Als Flensburg und Glücksburg eine ähnliche Kooperation beschlossen, ist Glücksburgs hauptamtlicher Bürgermeister Stadtrat in Flensburg geworden, blieb aber für die Belange der Stadt weiter zuständig. Glücksburg bekam einen ehrenamtlichen Bürgermeister."

Einsparpotenziale gibt es zudem bei gemeinsamen Standesämtern, Bau- und Planungsämtern, Stadtkassen, der Sozial- und Liegenschaftsverwaltung, der Wirtschaftsförderung, im Tourismusbereich und beim Fuhrpark. Synergieeffekte könnten sich auch durch gemeinsamen Einkauf und gemeinsame Informationstechnologien erschließen - so würde auch Geesthacht profitieren. Klar ist aber, dass das Rathaus in Lauenburg erhalten bleibt. Denn würden die Mitarbeiter nach Geesthacht umziehen, müsste die Verwaltung vergrößert werden und die Einsparungen wären dahin.

In Geesthacht ist man offen für die Ideen der Nachbarstadt: "Die Kommunalpolitik müsste in beiden Städten eine Resolution verabschieden, dann könnten die Planungen beginnen", sagt Manow. Er schätzt die nötige Vorbereitung auf etwa eineinhalb bis zwei Jahre.

Von der Lauenburger Politik ist die Idee begrüßt worden: SPD, CDU und Grüne haben einen Antrag für die Stadtvertretung am Mittwoch, 16. Dezember, formuliert, in dem sie die Verwaltung auffordert, alle denkbaren Kooperationsmöglichkeiten auszuloten - ohne dass die kommunale Selbstständigkeit angetastet wird.

Hintergrund der Kooperationsüberlegungen ist ein Brief an den damaligen Innenminister Lothar Hay (SPD), in dem Heuer im Mai die desolate Finanzlage der Stadt schilderte. Beantwortet wurde er erst nach Hays Entlassung - von Interims-Innenminister Rainer Wiegard und dessen Nachfolger Klaus Schlie (beide CDU), damals noch im Amt eines Staatssekretärs. Sie luden Heuer nach Kiel und machten ihm klar, dass die Stadt selbst nach Einsparmöglichkeiten suchen müsse. Damals wurde die Idee der Verwaltungsgemeinschaft mit Geesthacht geboren. S. 26