Schwarzenbek. “Lieber Weihnachtsmann, ich heiße Jennifer und bin 9 Jahre alt. Ich wünsche mir von Dir ein Nintendo-DS-Spiel, Bettwäsche von Hannah Montana, ein Tagebuch, ein Nachtzeug, Größe 158, eine Hannah-Montana-Wolldecke und es wäre schön, wenn du mir meine Wünsche erfüllen könntes . . .“.

In bunten Farben hat das Mädchen seine Weihnachtswünsche aufgeschrieben und den Wunschzettel mit Kerzen und roten Herzen verziert (siehe rechts).

Doch nicht der Weihnachtsmann hat den Brief der Neunjährigen erhalten, sondern die "Schwarzenbeker Fee": Unter diesem Namen sorgt Nicole Burzlaff seit vier Jahren für Kinder aus bedürftigen Familien. Ihr Sohn Kevin hatte damals auf die langen Schlangen vor der Ausgabestelle der Schwarzenbeker Tafel gezeigt und die dreifache Mutter hatte spontan beschlossen, zu helfen. Seitdem gibt es nicht nur Geschenke zu Weihnachten, sondern auch Ranzen für die Schulanfänger im Sommer. "Ich finde es toll, wenn für arme Menschen in der Dritten Welt gespendet wird. Aber auch bei uns wächst die Armut", sagt Burzlaff, die Geschäftsleute und Privatpersonen um Hilfe gebeten hat.

Fast 3000 Euro sind so an Geld- und Sachspenden zusammengekommen: 700 Euro gehen an die Tafel, dazu zahlreiche Lebensmittel. Mit 480 Euro wird der Mittagstisch der Grundschule Müssen unterstützt. Schwarzenbeker Geschäftsleute haben zudem Patenschaften für eine "warme Mahlzeit" an den örtlichen Schulen übernommen. Und die Geschenke - vom Buch über Kinogutscheine bis zum Fahrrad - wird die "Fee" selber kurz vor Weihnachten verteilen. Dabei verschließt sie die Augen nicht vor der Realität: "Es gibt viele Familien, die unverschuldet in Not geraten sind. Aber auch wenn die Geldknappheit selbst verschuldet ist und den Eltern die Raten für ihren LCD-Fernseher wichtiger als ein Buch oder eine warme Mahlzeit für ihr Kind sind, will ich genau diesen Kinder helfen." So sind längst nicht alle der 76 Briefe, die Burzlaff in der Vorweihnachtszeit erreicht haben, so nett formuliert wie der von Jennifer. "Viele machen mich auch nachdenklich und traurig, wie ein Wunschzettel mit Whisky und Zigaretten. Der ist gleich im Mülleimer gelandet", sagt Burzlaff, die engen Kontakt zu Anke Oeser von der Schwarzenbeker Tafel und den Schulen hält und so über die Situation in den Familien gut unterrichtet ist. Neben der materiellen Hilfe begleitet sie die Eltern bei Gängen zum Sozialamt oder sorgt dafür, dass die Kinder Spielkameraden finden. "Gerade bei ärmeren Familien liegen auch diese sozialen Kontakte oft brach", sagt Burzlaff.

Lob für dieses Engagement kommt auch von Bürgermeister Frank Ruppert: "Es ist toll, wenn gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, die Menschen in der Stadt zusammenrücken." Nach der ebenfalls durch Sponsoren gesicherten städtischen Weihnachtsfeier profitierten jetzt die Kinder von der Solidarität der Bürger und Geschäftsleute, so der Verwaltungschef. Beim heutigen Verteiltag der Schwarzenbeker Tafel warten100 Schoko-Nikoläuse sowie vom Dassendorfer Kindergarten gestiftete Geschenke auf die Kinder der Tafel-Kunden. Am 23. Dezember werden am DRK-Güterbahnhof dann die gestrigen Lebensmittelspenden verteilt.

* Gespendet haben unter anderem: Arko, Raumausstatter Jacobs, Mode Treffpunkt, Brillenschmiede, Herrenausstatter Tiedemann, Viebranz Verlag, Ahorn Apotheke, Blumen Scheumann, Petty Moden, Kleine Zauberkiste, Dominos Investment, Reisebüro Neumann, Lesezeit, Schwarzenbeker Radladen, die Rechtsanwälte Vilmar, Hillrichs und Stimper, Brinkmeier und Liebelt Immobilien, Der Computerladen und Harms Kommunikation.