Es ist eine kleine Gruppe, die bis zur Bewusstlosigkeit trinkt - darunter viele Mädchen.

Kein Schulabschluss, kein Job, keine Perspektive: Das ist der Teufelskreis, der zu Gewalt und Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen führt. Zwar nimmt die Zahl der Kinder und Jugendlichen ab, die massive Probleme mit Alkohol haben. Dafür trinken die Betroffenen aber mehr als je zuvor. "Die Intensität nimmt erschreckend zu. Alkoholmissbrauch bleibt zwar grundsätzlich ein Jungenproblem, es gibt aber eine wachsende Zahl von Mädchen, die sich bis zur Bewusstlosigkeit betrinken", sagt Straßensozialarbeiter Markus Prochnow.

Erst vor kurzem habe er ein Mädchen aus Büchen gefunden, das so betrunken war, dass es im Rettungswagen wieder belebt werden musste. Einen Tag später wurde das Kind schon wieder mit einer Wodkaflasche im Stadtgebiet gesehen. "Eigentlich bräuchten wir noch eine Straßensozialarbeiterin", sagt Prochnow.

An die Jugendlichen heranzukommen sei schwierig. Prochnow ist seit eineinhalb Jahren im Amt, in dieser Zeit sei es ihm gelungen, ein Vertrauensverhältnis zu den Problemfällen in der Stadt aufzubauen. Allerdings musste er auch einige Misserfolge einstecken. So ist es ihm gelungen, vier ehemals durch Gewalt und Alkoholmissbrauch auffällige Jugendliche über Bewerbungstraining und persönliche Unterstützung in Jobs zu vermitteln. "Sie haben sich gut entwickelt. Durch die Wirtschaftskrise haben aber jetzt drei von ihnen ihre Arbeitsplätze wieder verloren."

Probleme sieht Prochnow aber auch im Mühlenkamp. Dort gebe es eine größere Gruppe von Elf- bis Zwölfjährigen, die derzeit noch friedlich sei. "Es gibt aber in diesem Bereich nach wie vor nur am Grover Weg den Unterstand. Wenn diese Kinder älter werden und keine sinnvolle Beschäftigung oder Orte zum Treffen bekommen, kann es schwierig werden. Dort gibt es in Zukunft mit Sicherheit einen Bedarf für Betreuung", prognostiziert Prochnow.

Für seine Arbeit wird er künftig eine neue Anlaufstelle bekommen. Er wird sein Büro nicht mehr im Holzhaus haben, sondern an einem neutralen Ort in der Stadtmitte.