Schwarzenbek. Am Montag ist es genau vier Jahre her, dass der 14 Jahre alte Safak C. auf dem Weg zur Compeschule in Schwarzenbek verschwand. Die Umstände sind bis heute ungeklärt.

Verzweifelt hatte sich bereits kurz nach dem Verschwinden ihres Sohnes Ayse C. an unsere Zeitung gewandt und um Hilfe gebeten. Sie war sich sicher: Der 14-Jährige ist nicht ausgerissen, sondern es musste etwas Schlimmes passiert sein.

Eine Vorahnung, die sich nach vielen bangen Monaten bewahrheitete: Am 13. September 2006 entdeckte ein Pilzsammler im Rülauer Forst einen skelettierten Schädel. Polizisten durchkämmten danach das Waldgebiet und fanden unter Zweigen und Blättern verborgen die Leiche des Kindes - nur etwa 500 Meter Luftlinie von seinem Elternhaus entfernt. Die Obduktion ergab: Safak war erstochen worden. Der Mörder ist unbekannt und läuft nach wie vor frei herum.

Der 15. Juni 2005 war ein Mittwoch. Morgens um 7 Uhr machte sich Safak C. von seinem Zuhause an der Uhlenhorst auf den Weg zur Compeschule. Winkend hatte er sich noch von seiner Mutter Ayse verabschiedet. Das ist das letzte Bild, das die 44-Jährige von ihrem Sohn in Erinnerung hat. "Der Mörder hat nicht nur ein Leben zerstört, er hat fünf Leben zerstört", sagt die Mutter von zwei weiteren Jungen, um die sie sich jetzt umso mehr zusammen mit Vater Kemal C. kümmert.

Obwohl eine Mordkommission mit Hochdruck ermittelte, in der Familie, bei Freunden, im Sportverein und bei Mitschülern des Jungen nachforschte und weit mehr als 100 Spuren nachging, fand sich kein Hinweis auf den Täter. Selbst 6000 Euro Belohnung, die die Polizei aussetzte, brachten keine Hinweise.

"In diesem Verfahren sind gegenwärtig alle Spuren abgearbeitet, es gibt keine offenen Spuren mehr", erklärt Detlef Riedel, der Sprecher der zuständigen Bezirkskriminalinspektion in Lübeck. "Sämtlichen Hinweisen wurde nachgegangen. Momentan ruht die Arbeit, ohne Hinweise aus der Bevölkerung können die Ermittlungen nicht weitergeführt werden", sagt er. Riedel fügt aber deutlich hinzu: "Mord verjährt nie." Auch im Fall Safak überprüfen die Ermittler der Mordkommission regelmäßig, ob neue Methoden helfen könnten, die vorhandenen Asservate noch einmal nach Täterspuren zu untersuchen.

Doch sowohl die Ermittler wie auch die Familie von Safak stehen bis heute vor einem Rätsel, was am 15. Juni 2005 passiert ist. Weder Befragungen von Freunden und Bekannten noch die Untersuchung von Ästen, Erde und Laub vom Fundort der Leiche durch Kriminaltechniker brachten die Ermittler weiter. Auch Kleidung und Handydaten gaben keine Hinweise auf den Mörder.

Nach dem Fund der Leiche war das Entsetzen in der Stadt groß. Über die unterschiedlichen Glaubensrichtungen hinweg trafen sich Muslime und Christen, um gemeinsam zu trauern und zu beten. Es gab viele Runden gemeinsamer Gespräche und Aktionen. Doch mittlerweile ist der gewaltsame Tod des Jungen, der jetzt 18 Jahre alt wäre, fast vergessen.

Für Ayse und Kemal C., die regelmäßig am Grab ihres Sohnes trauern, ist es eine unerträgliche Vorstellung, dass der Täter möglicherweise nie gefasst wird. Nach vier Jahren will die 44-Jährige endlich Gewissheit haben: "Wir wollen wissen, was damals geschehen ist. Fangt endlich den Mörder!"