Schwarzenbek. Wer nach Schwarzenbek kommt, muss schon genau hinschauen, um zu erkennen, dass Europa hier einen hohen Stellenwert hat. Wehende blaue Fahnen mit den gelbe Sternen vor dem Rathaus?

Fehlanzeige. Ein Hinweis auf die Verbrüderungsstädte am Verwaltungsgebäude? Ebenfalls Fehlanzeige. Hinweistafeln an den Ortseingängen gibt es. Sie sind zugewachsen und klein.

"Europa lebt nicht davon, dass man Symbole zeigt, sondern dass man eine Partnerschaft lebt. Und genau das tun wir", sagt Andreas Thiede, bei der Stadt gemeinsam mit Christine Lennert-Klockmann zuständig für die Verbrüderungsarbeit. Und mit Leben gefüllt werden die Partnerschaften mit Zelzate, Sierre, Cesenatico, Aubenas und Delfzijl allemal. Treffen stehen ohnehin alle zwei Jahre an. Hinzu kommen Aktionen des Jugendtreffs, der auch Delegationen aus den fünf Städten für Workshops zu seinem 25-jährigen Bestehen im Herbst einladen wird. Oder des SC Schwarzenbek, der sich jedes Jahr an den internationalen Jaques-Laloi-Fußballturnieren mit der C-Jugend beteiligt.

Auch der jüngste verkaufsoffene Sonntag in Schwarzenbek stand ganz im Zeichen Europas, beim Landesmusikfest im vergangenen Jahr war ein Spielmannszug aus Sierre dabei.

Das Gymnasium wurde 1996 Europaschule und füllt den Titel mit Leben. "Lernen in und für Europa" ist das Motto der Schule. Regelmäßig wird geprüft, ob die Schulen den Leitlinien der Europaschulen entsprechen. "Nach fünf Jahren haben wir im nächsten Jahr die Aufgabe, den Titel zu verteidigen", sagte Schuldirektor. Dr. Joachim Seliger. Das Thema Europa zieht sich durch alle Unterrichtsfächer in allen Klassenstufen. Hinzu kommt eine Fülle von Projekten. Dazu gehört die englischsprachige Theater-Arbeitsgemeinschaft, die Stücke wie "Cinderella" oder "Santa Claas" einübte. Engagement und Sprachkompetenz beweisen die Schüler bei Planspielen. Ein besonderer Erfolg wurde das eigene Planspiel MEUS (Model European Union Schwarzenbek). Einen ganzen Tag lang versetzten sich die Schüler in die Rolle von EU-Abgeordneten und diskutierten über aktuelle Probleme. Auch bei Kunstwettbewerben machen die Kinder mit und erringen jedes Mal viele Preise. Vorlesewettbewerbe in Englisch und Französisch runden die Aktivitäten ab. Einen konstanten Austausch gibt es mit Schulen aus Lettland und Ungarn.

Wenn es um Europa geht, hat die Europa-Union ein Wörtchen mitzureden. "Für viele ist Europa weit weg, wie auf einem anderen Planeten. Aber Europa sind wir, denn es trifft alle unsere Lebensbereiche. Die Jugend hat kein Problem, sich mit Europa zu identifizieren. Für sie ist Europa selbstverständlich", fasst der Vorsitzende Franz Kubelke zusammen. Manchmal sei es eine Sisyphusarbeit, die EU mehr in den Blickpunkt zu rücken, sagt der Pensionär. Dennoch lassen die 60 Mitglieder nicht locker. Dieses Jahr steht unter anderen das Thema "Türkei" im Mittelpunkt von Vorträgen und einer Begegnung mit dem türkischen Generalkonsul in Hamburg.