Von 20 Ärzten in der Stadt sind fünf bereits älter als 60 Jahre. Nachfolger gibt es kaum.

Die medizinische Versorgung in der Europastadt ist gut - noch zumindest. Denn es droht in den kommenden Jahren ein Praxensterben. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen sorgt die neue Gebührenordnung dafür, dass die Budgets vieler Ärzte schnell ausgeschöpft sind und Praxen einfach wochen- oder tageweise geschlossen bleiben. Hinzu kommt, dass von den 20 Medizinern in der Stadt fünf bereits über 60 Jahre alt sind. Allerdings ist es schwierig Nachfolger zu finden. "Ich habe erhebliche Umsatzeinbußen von mehr als 25 Prozent. Ich werde wohl Personal entlassen müssen und darauf verzichten, Auszubildende einzustellen. Einen Nachfolger zu finden ist angesichts der geringen zu erwartenden Einnahmen ebenfalls fast unmöglich", sagt Dr. Ralf Goy. Wenn es nicht bald eine Besserung gebe, werde er seine Praxis schließen, kündigt der Chirurg an. Ähnlich denken offensichtlich weitere Ärzte aus der Stadt.

Während junge Mediziner den Schritt in die Selbstständigkeit scheuen, schielen Konzerne wie Asklepios und Helios nach dem Kauf vieler Krankenhäuser in der Republik jetzt offensichtlich auf die Facharztpraxen. Auch bei Goy haben die Konzerne bereits vorgefühlt. "Es droht eine Verlegung von Praxen in die Nähe von Krankenhäusern. Wenn die Konzerne die Praxen kaufen, werden sie diese in Gesundheitszentren nach Geesthacht oder Bergedorf verlegen. Dann müssen unsere Mitbürger weitere Fahrstrecken in Kauf nehmen. Das wollen wir verhindern", sagt Ordnungsamtsleiter Hans-Jürgen Stribrny. Goy und der Allgemeinmediziner Manfred Köbsch wollen die Politiker heute im Sozialausschuss über die Probleme informieren. Das Gremium tagt um19 Uhr im Festsaal des Rathauses, Ritter-Wulf-Platz.