Schwarzenbek. Gebannt starre ich auf den Bildschirm im abgedunkelten Klassenzimmer des Gymnasiums. Die Hand krampft sich um die Computermaus. Ich sehe nur eine Hand, eine gezogene Pistole und schleiche durch ein Betonrohr. Den Terroristen auf der anderen Seite sehe ich zu spät - und bin tot.

Der sonst eher friedfertige Ole Märtens vom Kreisjugendamt hat mich, den LL-Redakteur Stefan Huhndorf, einfach kaltblütig erschossen und hat noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen.

Bei dem vom Land und dem offenen Kanal initiierten Game-Treff, der auf Einladung des Kreises gestern in Schwarzenbek gastierte, haben wir das "Ballerspiel", das auch die Amokläufer aus Winnenden und Erfurt gespielt haben, einmal ausprobiert.

Dozent Henning Fietze ist sicher: Nicht das Spiel macht gewaltbereit, sondern viele Rahmenbedingungen. Wenn ein Kind dauerhaft Misserfolg in der Schule und keine sozialen Kontakte hat und sich dann auch noch die Eltern nicht um ihren Nachwuchs kümmern, kann es gefährlich werden. Wer in einer solchen Situation auch noch Ballerspiele spielt, bei denen er selbst als Akteur die Waffe hält (Ego-Shooter), kann Hemmschwellen verlieren und zu Gewalttätigkeiten neigen.

"Wichtig ist, dass ein Computer nicht ins Kinderzimmer gehört. Bei Fernsehern hat jeder ein Problem damit, bei Computern wird wesentlich laxer mit dem Problem umgegangen", so Fietze.

Ganz wichtig sei auch, dass Eltern sich damit beschäftigen, welche Spiele ihre Kinder nutzen, und dass Altersbeschränkungen eingehalten werden. "Wenn auf dem Spiel eine 16 steht, heißt das nicht, dass das Spiel für diese Altersgruppe besonders unterhaltsam ist, sondern dass die Nutzung für Jüngere verboten ist. Dafür gibt es auch einen guten Grund", so Fietze.

119 Eltern und Lehrer konnten gestern und heute im Gymnasium Counterstrike und Co. ausprobieren und ihre eigenen Erfahrungen sammeln.