Schwarzenbek. Jahrelang hatten der Kreis und die Stadt Ratzeburg über die Lauenburgische Gelehrtenschule gestritten: Der vom Schulgesetz vorgeschriebene Trägerwechsel soll durch einen “fairen Interessenausgleich“ abgehandelt werden.

Dabei geht es vor allem ums Geld: Das kreiseigene Gymnasium wird wie schon der Schwarzenbeker Neubau in einer öffentlich-privaten-Partnerschaft (ÖPP) neu gebaut. Doch während für den Neubau in der Europastadt nur 8,5 Millionen Euro an Landes- und Kreiszuschüssen flossen, soll Ratzeburg vom Kreis 20 Millionen Euro erhalten - verteilt auf 20 Jahre.

"Da krieg' ich so einen Hals", schimpfte Eberhard Schröder, Fraktionschef der Freien Wähler (FWS), während der Stadtverordnetenversammlung über die Ungleichbehandlung. "Da stimmt etwas nicht in der kommunalen Familie: Wenn die Eltern einen Sohn dermaßen bevorzugen, gibt es Krach", prophezeit Schröder und spricht gar von Trennung: "Vielleicht sollten wir den Innenminister einladen und sagen, dass wir aus dem Kreis ausscheiden wollen." Was Schröder besonders ärgert: Für den rund zehn Millionen Euro teuren Umbau des alten Gymnasium erhält Schwarzenbek gar keine Zuschüsse. Die würde es für eine kreisfreie Stadt auch nicht geben, doch immerhin spare Schwarzenbek dann jedes Jahr vier Millionen Euro, die bisher in die Kreisumlage fließen. Schröder: "Damit könnten wir die zusätzlichen Aufgaben einer kreisfreien Stadt locker finanzieren."

Unterstützung für seinen Vorschlag komm sogar von einem Kreistagsabgeordneten: Egon Siepert (SPD) kritisiert ebenfalls die von der Kreis-CDU ausgehandelte 20-Millionen-Spritze als übermäßig hoch. Auch Schwarzenbeks CDU-Fraktionschef Hans-Joachim Delfs ist wenig begeistert von seinen Kreis-Kollegen. Doch statt mit dem Austritt zu drohen soll in der heutigen Sitzung des Haupt- und Planungsausschusses ein Schreiben an Landrat Gerd Krämer verfasst werden, in dem dieser um Aufklärung gebeten wird. "Zehn Millionen wären noch tolerierbar, aber 20 Millionen sind zu viel", so Delfs.

Die meisten Gemeinden sind Kreisen angeschlossen. In Schleswig-Holstein gibt es mit Lübeck, Kiel, Neumünster und Flensburg vier kreisfreie Städte. Norderstedt gehört zwar dem Kreis Segeberg an, genießt aber einen Sonderstatus.

In der Ausschusssitzung, die heute um 18 Uhr im Festsaal des Rathauses beginnt, steht auch die Verwaltungsstruktur im Rathaus auf der Tagesordnung. Der Grund: Bürgermeister Frank Ruppert hat die Zuständigkeiten in der Stadtverwaltung neu geordnet. Insbesondere in den Ausschüssen für Schule, Soziales und Kultur kommt es jedoch immer wieder zu Überschneidungen. Deshalb soll die Ausschussarbeit der neuen Verwaltungsstruktur angepasst werden.