Schwarzenbek. Mehr als 100 Kauflustige drängten sich gestern Vormittag auf der Treppe am Eingang zur Villa an der Lauenburger Straße 18, um bei der Haushaltsauflösung ein Schnäppchen aus alter Zeit zu machen. Das imposante, im Jahre 1912 gebaute Backsteingebäude wurde jetzt verkauft und wird künftig Geschäftshaus sein.

Seit 1912 praktizieren Ärzte aus der Familie von Dr. Frank in dem Gebäude. Nun wird es ein Geschäftshaus.

Viele Liebhaber antiker Möbel, Haushaltsgegenstände und Tischwäsche sowie Schwarzenbeker, die sich das Haus ansehen wollten, schoben sich durch die Räume. Ganz unbekannt ist es ihnen auch von innen nicht, denn die Villa war seit ihrer Entstehung immer das Domizil verschiedener Ärzte. Zunächst hatte darin Dr. Walter Franck, der das Haus bauen ließ, seine Praxis. Dort lebte er auch mit seiner Frau und vier Töchtern. Zwei davon, Heide Wellein und Ute Reichel, heirateten selbst Ärzte, die dort auch praktizierten.

Als Ute Reichel, die als politisch sehr engagierte Schwarzenbekerin bekannt war, vor fast drei Jahren verstarb, kümmerte sich ihre Tochter Jutta Mützelfeld um das Ärztehaus. Nachdem Heide Wellein vor kurzem von dort in ein Seniorenheim zog, stand die Villa zum Verkauf.

Jutta Mützelfeld organisierte zusammen mit Freunden die Haushaltsauflösung. In den hohen, zum Teil mit dunklem Eichenholz vertäfelten Wohn- und Schlafräumen, in der Küche und der Veranda waren Tausende Gegenstände aufgestellt, von denen die Familie sich jetzt trennen musste. "Der Ansturm war gerade so zu bewältigen", sagte Jutta Mützelfeld.

Eine Stunde nach der Öffnung standen die Kunden durch mehrere Räume Schlange, ehe sie an die Kasse kamen. Die Kauflustigen, darunter auch viele Händler aus Hamburg und Lübeck, ergatterten die eigens für dieses Haus angefertigten Jugendstil-Stühle, Bücher aus den prall gefüllten, hohen Einbauregalen, alte Landkarten, Leuchter, wertvolles Geschirr, antiken Weihnachtsschmuck, einen Schrank aus dem 18. Jahrhundert, eine ebenso alte Truhe mit Beschlägen und gewölbtem Deckel sowie Tischwäsche aus Leinen mit Lochstickereien und einige Rollen französischer Tapete aus den 60er-Jahren. Am liebsten hätten sie auch die wunderschönen Fliesen und den Kamin aus der Gründerzeit mitgenommen.

Doch nicht nur das Hab und Gut interessierte die Besucher, sondern auch die Geschichte des Hauses. "Wer hat denn hier gewohnt?", wollte Andreas Nagel aus Lübeck wissen. Jutta Mützelfeld gab Auskunft und wusste über die Herkunft der Stücke zu berichten. So verband sich der Ausverkauf für sie mit vielen Erinnerungen an den Alltag der Arztfamilie. Was von dem gestrigen Ansturm noch übrig ist, gibt es heute von 10 bis 17 Uhr zu kaufen.