Schwarzenbek/Ratzeburg. Der Bedarf ist erkannt, nur über die Form der Hilfe wird noch gestritten. Um Kindern aus einkommensschwachen Familien zu helfen, hatten die Kreispolitiker im Herbst 25 000 Euro zur Verfügung gestellt und an die Landesstiftung “Hilfe für Menschen in Not“ überwiesen.

Kreisweit erhalten 120 Kinder Zuschüsse von der Landesstiftung "Hilfe für Menschen in Not".

Anschließend wunderten sich die Politiker, warum das Geld von den Institutionen im Kreis nicht angefordert wurde. Vielleicht hätten sie jemand fragen sollen, der sich auskennt - so wie Schwarzenbeks Kindertagesstättenleiterinnen.

"Die Bewerbungsfrist für die Zuschüsse endete wenige Wochen nach Beginn des Kindergartenjahres im Oktober", erklärt Iris Thiede, Leiterin der Kita St. Franziskus am Ernst-Barlach-Platz. Acht von 186 Kindern erhalten dort aus Stiftungsmitteln einen Zuschuss für das Mittagessen. "Wir übernehmen die Antragstellung für die Eltern, füllen das Formular gemeinsam aus und leiten es weiter", sagt Thiede. Doch für großen Jubel habe die Unterstützung nicht gesorgt, so die Kita-Leiterin: "Das Angebot wird nur sehr zurückhaltend angenommen. Viele Eltern haben Angst, sich als arm outen zu müssen."

Während die Landesstiftung die Mahlzeiten in den Kitas abdeckt, soll eine kreiseigene Stiftung "Hilfe für Familien in Not" Schulkinder und Jugendliche im Alter bis zu 21 Jahren unterstützen, erklärt die Sozialausschussvorsitzende Monika Brieger (SPD). "Zuschüsse müssen diskret abgewickelt werden, um Kinder keiner Diskriminierung auszusetzen", so die Kreispolitikerin. Während die SPD weiterhin eine Fondslösung bevorzugt, hatte die CDU die Einrichtung der Stiftung durchgesetzt. In der letzten Kreistagssitzung am 4. Dezember zeigten sich die Christdemokraten jedoch kompromissbereit. Den Weg ebnete Michael Rebling (CDU), ehemals Leiter der Schwarzenbeker Schule Nordost, als er andeutete, neben den bisherigen 50 000 Euro werde sich die CDU im Notfall weiteren Zahlungen nicht verschließen.

Nach einer Sitzungspause traten dann - ein Novum in der mehr als 60-jährigen Geschichte des Kreistags - die Fraktionsvorsitzenden Norbert Brackmann (CDU) und Gunar Schlage (SPD) gemeinsam ans Rednerpult, um den Kompromiss zu verkünden: Zusätzlich wird der Kreis weitere 50 000 Euro bereitstellen, um Kindern aus einkommensschwachen Familien zu helfen.

Für Brieger ein Erfolg: "Ehe die geplante Stiftung Geld auszahlen kann, vergeht noch mindestens ein Jahr." Und ob dies reiche, so die SPD-Sozialexpertin, sei ohnehin ungewiss: "Selbst ein Stiftungskapital in Höhe von einer Million Euro wirft jährlich nur 45 000 bis 50 000 Euro an Zinsen ab."

Die Zuschüsse sollen über die Schulen, die städtischen Sozialämter sowie die Argen beantragt werden können. Ausgezahlt werden sollen die Gelder in Notsituationen sowie für Schulbedarf, Beförderungskosten oder das Mensa-Essen an den offenen Ganztagsschulen. Für Verena Voigt, Leiterin der ASB-Kita Kichererbse, eine längst fällige Lösung: "Gerade jetzt bitten uns Eltern, ihre Zahlungen auf Januar zu verschieben, damit sie Weihnachten etwas kaufen können. Aber auch die Erstausstattung der künftigen Erstklässler mit Ranzen, Turnbeutel und Heften ist oft ein Problem."

"Zuschüsse müssen diskret abgewickelt werden, um Kinder keiner Diskriminierung auszusetzen." Monika Brieger (SPD)