Schwarzenbek (sh). Auf den ersten Blick sieht er aus wie ein alter Schrank, der etwa zwei Meter breite und bauchhohe Kasten auf der Empore der Schwarzenbeker St.-Franziskus-Kirche. Für unsere Leser gewährte Kantor Markus Götze einen kurzen Einblick hinter die drei kleinen Türen: 616 Orgelpfeifen beherbergt das sogenannte Rück-Positiv (weil es im Rücken des der Orgel zugewandt spielenden Kantors liegt).

Insgesamt verfügt das Instrument übrigens über 1568 Pfeifen, die über zwei Manuale und die Pedaltastatur alle separat angespielt werden können.

Hinter diese Türen - wie auch hinter die des deutlich sichtbaren Hauptwerks mit den großen Orgelpfeifen - blickt allerdings außer Kantor Götze höchstens der Orgelbauer mit seinem Assistenten.

Die beiden kommen einmal im Jahr nach Schwarzenbek, um das 1956 von Ernst Brandt in Quickborn erbaute Instrument zu stimmen. Das dauert einen kompletten Tag, da der Klang jeder einzelnen Pfeife von den Experten überprüft werden muss. Dabei bedient einer die Tasten, der andere klettert in das Hauptwerk oder verschwindet mit dem Oberkörper im Rück-Positiv, um gegebenenfalls eine Feinjustierung vorzunehmen. Zum Vergleich: Das Stimmen eines Klaviers dauert zwei Stunden.

Die Orgel ist vom Grundaufbau her direkt in der Nachkriegszeit entstanden, sie wurde aber mehrfach erweitert, damit auch hochklassige Konzerte in dem Gotteshaus am Markt möglich sind. 1972 fügte Orgelbauer Franz Grollmann weitere Pfeifen hinzu, um eine noch größere Klangtiefe zu ermöglichen. 1994 kam auch ein sogenannter Zimbelstern hinzu, der wie das Glockengeläut eines Renntierschlittens klingt und nur zu besonderen Festtagen wie Heiligabend bei "Oh, Du fröhliche" zum Einsatz kommt.