Geesthacht. Die Vögel finden an modernen Gebäuden keine Nistmöglichkeiten mehr. Wie Geesthachter Nabu und WoGee die Tiere unterstützen wollen

25 Prozent der Wohnungen in Geesthachter Neubaugebieten müssen sozial gefördert sein. So wie im Block in der Hafencity an der Steinstraße. Beim zweiten Stockwerk sind nun zwei Wohnungen hinzugekommen, die sogar überhaupt keine Miete kosten. Allerdings muss man Flügel haben, um sie zu beziehen: Friedhelm Ringe von der Geesthachter Sektion des Naturschutzbundes (Nabu) brachte mit Unterstützung von Sahim Ebysh von der WoGee an der Außenfassade in luftiger Höhe zwei Nistkästen für Mauersegler an. Ein dritter wird in wenigen Tagen an der Heidestraße folgen. Kostenpunkt: 100 Euro pro Kasten. Eine Nachsorge ist nicht nötig, die Mauersegler verwenden wenig Nistmaterial und sind nicht anfällig für Parasiten. Die Kästen könnten auch Haussperlinge interessant finden – bevor die flinken Flieger anrücken. „Dann werden sie aber von den Mauerseglern rausgeworfen“, weiß Friedhelm Ringe.

Den Mauseglern werden die Nistmöglichkeiten wegsaniert

Der Biologe rechnet bereits in diesem Jahr mit voller Besetzung. Denn die Mauersegler haben ein Problem: Im Gegensatz zu den Schwalben sind sie keine Dorf- oder Landvögel. Mauersegler lieben Städte, sie sind für sie wie Gebirge, in deren „Felswänden“ sie ihre Nester anlegten – bis ihnen durch modernes Bauen jedes Schlupfloch wegsaniert wurde. Deshalb entwickelte sich die Population in Geesthacht zuletzt stark rückläufig. Nur am Rathaus, im Bereich des Rewe-Centers und privat in der City und in der Oberstadt gibt es weitere Nisthilfen, insgesamt sind es nun 15. Wenn es gut läuft, ziehen die eleganten Flieger, die einem Leben in der Luft perfekt angepasst sind, ein bis zwei Küken auf, nur sehr selten sind es drei.

Der Geesthachter Nabu hat bei dem Aufbau der Nisthilfen besonders das Geschehen in den Vier- und Marschlanden im Blick, wo der Hamburger Nabu zuletzt 88 Jungvögel bei 43 Brutpaaren zählte. Eine ansässige Familie hat allein 90 Nistkästen am Wohnhaus angebracht. Solche Bedingungen möchte der Nabu auch in Geesthacht schaffen.

„Zurzeit werden sich die Zugvögel im südlichen Europa aufhalten“, erklärt Friedhelm Ringe. Sie können monatelang non-stopp fliegen, sogar in der Luft übernachten. Anfang Mai kehren sie zur Aufzucht der Jungen in den Norden zurück. Einige fliegen dabei bis in die Nähe der Polarbereiche. Dabei verfügen sie über eine ziemlich präzise innere Uhr. In Geesthacht stellen sich die Mauersegler jahrein, jahraus immer um den 8. Mai herum ein, im vergangenen Jahr war es der 10. Mai. Im Herbst brechen sie als erste der Zugvögel gemeinsam wieder auf. Ist das Wetter während der Aufzucht der Jungen schlecht, werden die in eine Art Starre fallenden Küken auch mal ein paar Tage lang allein gelassen, während die Altvögel im wärmeren Süden abwettern. pal