Geesthacht. Geesthacht hat 84 Zufluchtsuchende zu wenig aufgenommen. Für was die Spende der Europa-Union genutzt wird.

Erste Amtshandlung für den neuen Vorsitzenden der Europa-Union: eine Spende verteilen. Dennis Kropp war auf der Hauptversammlung des Ortsvereins Aumühle/Wohltorf Ende September gewählt worden, nun reiste er nach Geesthacht, um vor der Flüchtlingsunterkunft an der Mercatorstraße Peter Jürgen von der örtlichen Flüchtlingshilfe 500 Euro zu übergeben.

Peter Jürgen (l., Vorsitz Flüchtlingshilfe) nimmt den symbolischen Scheck von Dennis Kropp (Europa-Union) entgegen.
Peter Jürgen (l., Vorsitz Flüchtlingshilfe) nimmt den symbolischen Scheck von Dennis Kropp (Europa-Union) entgegen. © Dirk Palapies

Michael Backs, unter anderem aktiv im Geesthachter Seniorenbeirat und ebenfalls in der Europa-Union, freute sich über die Wahl des Leiters des Bauhofs der Gemeinden Aumühle und Wohltorf. „Wir sind stark überaltert, ich habe nun die Hoffnung, mit Dennis Kropp Anschluss zu finden an die jüngere Generation“, meinte er. Die Spende wird als Zeichen der Solidarität verstanden mit den Menschen, „die aus ihrer Heimat fliehen mussten“, heißt es von der Europa-Union.

Und das werden immer mehr. Gerade erst war die Flüchtlingsunterkunft in Geesthacht um zwei weitere Container aufgestockt worden, da ist klar: Das reicht nicht. Die beiden Container, die im Mai und Juni angeliefert wurden, werden allein aufgrund der aktuellen Zuzugszahlen von Geflüchteten in Kürze bereits zu zwei Drittel belegt sein.

In Geesthacht wurden 465 Flüchtlinge aufgenommen, davon 160 in der Mercatorstraße

Nach der Zuweisungsquote des Kreises Herzogtum Lauenburg hat die Stadt Geesthacht aktuell 84 Geflohene zu wenig aufgenommen – auch weil anderswo Kapazitäten zur Verfügung standen. Nun werden am 29. November und dann noch einmal am 10. Januar weitere Container für die Unterbringung von insgesamt 120 Flüchtlingen angeliefert und aufgestellt, das haben die Geesthachter Fraktionen auf der außerplanmäßigen Ratsversammlung am 4. Oktober auf Bitte der Verwaltung einstimmig beschlossen (wir berichteten).

„Die Prognosen des Bundes für die Zahl der Zufluchtsuchenden für das komplette Jahr 2022 waren bereits im September erreicht. In Geesthacht wurden bisher 465 Flüchtlinge aufgenommen, davon 160 in der Gemeinschaftsunterkunft an der Mercatorstraße“, erklärte Bürgermeister Olaf Schulze während der Ratsversammlung.

Durch die Anmietung und Aufstellung entstehen etwa 412.000 Euro einmalige Kosten

Aktuell kämen jede Woche etwa 40 Geflüchtete in den Kreis, die dann auf die Kommunen verteilt werden. Die meisten kommen aus der Ukraine, aber nicht alle. „Wir haben Geflüchtete aus Afghanistan, Syrien und Eritrea, die bei uns Hilfe suchen“, sagt Olaf Schulze. Für die Wintermonate werden weiter steigende Zahlen erwartet.

Durch die Anmietung und Aufstellung der neuen Containeranlagen entstehen etwa 412.000 Euro einmalige Kosten und Folgekosten (Miete, Versicherung) in Höhe von monatlich etwa 50.000 Euro. Es besteht die Möglichkeit Fördergelder beim Land Schleswig-Holstein zu beantragen. Zudem stimmte die Ratsversammlung einstimmig überplanmäßigen Ausgaben in Höhe von 542.000 Euro zu.

Breite Zustimmung aller Fraktionen für die Aufstellung von Containern

Notwendig wurde dieses unter anderem, da durch die Anmietung der beiden bereits im Mai und Juni aufgestellten Container zusätzliche Mietkosten entstanden waren und weitere Mietkosten anfallen werden, wenn im November der nächste Wohncontainer aufgestellt wird. „Vielen Dank, dass wir bei beiden Entscheidungen die breite Zustimmung aller Fraktionen haben“, betont Bürgermeister Olaf Schulze. „Andere Städte und Kommunen planen inzwischen, für die Unterbringung von Geflüchteten Sporthallen und Zelte bereitzustellen. Ich halte beides für keine guten Lösungen, gerade angesichts des kommenden Winters.“

Und natürlich sind auch Schulkinder unter den Geflüchteten. Die jüngeren im Grundschulalter gehen meist in die DaZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache, die Red.) der Schulen am Silberberg und Bun­tenskamp. Deshalb ist klar, wofür das von der Europa-Union gespendete Geld ausgegeben werden soll: für Schulranzen und -rucksäcke.

Bislang wurden durch die „Flüchtlingshilfe Geesthacht e.V.“ 17 Schulranzen für Grundschüler und 22 Schulrucksäcke beschafft. Die nun übergebene Spende wird genutzt, um jeweils weitere sechs Ranzen und sechs Schulrucksäcke einschließlich aller Materialien wie Hefte, Stifte und Federtaschen zu beschaffen. Das liegt auch der Europa-Union am Herzen, um so eine schnelle Integration der Schüler zu unterstützen. „Damit wird ein Grundgedanke des Vereins lebendig“, erklärt Michael Backs.