Der Mann aus Hagen fährt seit 2015 jedes Jahr quer durch Deutschland und sammelt Spenden. Ein Halt war auch in Geesthacht.

Geesthacht. „In Butzbach habe ich mich in das Goldene Buch der Stadt eingetragen“, erzählt Oliver Trelenberg Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze. Der Eintrag war am 4. Juli. Dahinter wollte Olaf Schulze nicht zurückstehen. „Wenn Sie das dritte Mal hier sind, machen wir das auch“, sagte er zum kultigen Spenden-Radler.

Geesthacht hat „Oli“, wie ihn fast alle nennen, am Mittwoch zum zweiten Mal besucht, davor war er 2018 hier gewesen. Wann das nächste Mal sein wird, ist unklar. Seine Routen plant Oliver Trelenberg in jedem Jahr völlig neu. Diesmal ging es nach Geesthacht am Donnerstag nach Uetersen weiter, angereist war er aus Mölln. Tourstart war am 20. Juni in Hagen, die erste Strecke führte über 55 Kilometer nach Hilden. Ende der diesjährigen Aktion ist nach 77 Tagen und rund 4350 Kilometern am 4. September am Ausgangspunkt.

Los ging es in Hagen: Blick auf die Tourenliste, die Oliver Trelenberg mitführt.
Los ging es in Hagen: Blick auf die Tourenliste, die Oliver Trelenberg mitführt. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Der Westfale mit Wohnsitz in Hagen ist mal wieder auf Tour, um Spendengelder einzusammeln – wie in jedem Jahr seit 2015. Diesmal tritt er für Herzenswünsche e.V. aus Münster in die Pedalen, einem Verein für schwer erkrankte Kinder und Jugendliche. Alle Spenden gehen stets auf ein Spendenkonto der Stadt Hagen und werden zu 100 Prozent an die jährlich wechselnde Hilfsorganisation weitergeleitet. In Geesthacht gab es 100 Euro, zudem zahlt die Stadt die Übernachtung im Lindenhof.

Insgesamt hat „Oli“ Trelenberg über die Jahre mehr als 55.000 Euro an Spenden eingesammelt. Die Vereine schreiben ihn an, er sucht sich einen aus. Da er selbst Krebspatient ist – 2013 erhielt er die Diagnose Kehlkopfkrebs – stammen sie schwerpunktmäßig aus dem Bereich Krebserkrankung.

Spendengelder werden überwiesen – aus Vorsicht vor Räubern

Die Spendenfahrt ist durchorganisiert. Erik O. Schulz, Oberbürgermeister von Hagen, ist Schirmherr. An die Rathäuser der Städte, die Oliver Trelenberg aufsuchen will, wurden Schreiben verschickt mit der Bitte um Unterstützung. Nicht aus jeder Stadt kommt eine Rückmeldung. Persönlich nimmt Oliver Trelenberg kein Geld entgegen, die Spende wird überwiesen. Einerseits wäre es umständlich, einen immer praller werdenden Geldbeutel mitzuschleppen. In den Packtaschen führt er nur Wechselkleidung, Wetterschutz und Hygieneartikel mit – insgesamt immerhin 30 Kilo. Zum anderen wäre es auch gefährlich. Räuber könnten ihm auflauern. Denn der Routenverlauf steht im Internet (oli-radelt.de).

Oliver Trelenberg beim Weihnachtsempfang mit  Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 2017 in Kevelaer.
Oliver Trelenberg beim Weihnachtsempfang mit  Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 2017 in Kevelaer. © Privat | Privat

Oliver Trelenberg ist seit 2015 auf Tour. Angefangen intensiv Fahrrad zu fahren hat er 2009, weil er merkte, dass es ihm nach schweren Lebenskrisen gut tat. Nach der Krebsdiagnose steigerte er die Intensität. Er beschließt, als Vorbild anderen Mut zu machen. Die erste Tour stand unter dem Motto „Krebspatient radelt für guten Zweck“, das Spendengeld ging an den Deutschen Kinderhospizverein.

Die Aktion kam sofort an. Ein Jahr später gab es die erste Auszeichnung. Er wurde regionaler Preisträger des dm-Preises für Engagement. Mittlerweile ist Oliver Trelenberg sehr bekannt. Vorträge hält er auch. Und er hat seine Fans. „,Hallo Oli’, hat mal jemand unvermittelt in Cuxhaven gerufen“, erzählt er. Ein Radtourist hat nur deswegen einen Abstecher an die Nordsee gemacht, um ihn zu treffen. Auch in Fahrradwerkstätten hat sich sein Ruf herumgesprochen. „,Du bist doch der Oli’“, habe ihn ein Mechaniker erkannt, als er wegen eines Speichenbruchs vorbeischaute. Ehrensache, dass das ganze Fahrrad kostenlos auf Vordermann gebracht wurde.

Auch die große Politik ist auf Oliver Trelenberg aufmerksam geworden. Zweimal war er auf Vorschlag zu Gast bei Veranstaltungen des Bundespräsidenten, einmal 2017 beim Weihnachtsempfang in Kevelaer, dann 2019 bei den Feiern zur deutschen Einheit in Kiel als einer von nur zehn offiziellen Vertretern aus Nordrhein-Westfalen. An Ehrungen steht eigentlich nur das Bundesverdienstkreuz noch aus.

Weil ihm die Luftzufuhr durch den Kehlkopf zunehmend schwerer fällt, ist er seit zwei Jahren auf einem gesponsorten E-Bike von Merida unterwegs, zudem wird er seit 2015 technisch kräftig unterstützt von Fahrradteile-Hersteller Shimano, auch in Sachen Spenden. Vom dortigen Werkshof in Stuttgart startete er bejubelt von 230 Mitarbeitern wie ein Volksheld zur Tour 2018.

Eine Spende bei ihm unterwegs spontan loszuwerden, ist indes gar nicht so einfach. Die nötigen Angaben stehen auf Flyern, die er mitführt. „Keine Flyer ohne Gespräch“, ist sein Motto. „Es ist wichtig, den Leuten den Sinn zu erklären“, findet er. Erst danach verteilt er seine Broschüre. „Ich fahre für meine Lebensqualität und dafür, Menschen zu helfen, die es nicht gut haben“, sagt Oliver Trelenberg. Seinem eigenen Geldbeutel kommt der Ruhm übrigens nicht zugute. „Ich bin arm“, sagt er freimütig.

Spendenempfänger: Stadt Hagen; Geldinstitut: Sparkasse Hagen Herdecke; IBAN: DE 23 4505 0001 0100 0004 44; Verwendungszweck: Oli radelt für Herzenswünsche, Kassenzeichen 800900009670.