Geesthacht. Eigentlich sollte ein Kreisel für mehr Sicherheit an einem unübersichtlichen Abzweigung sorgen. Offenbar ist das Gegenteil der Fall.

360.000 Euro hat der Umbau des Mini-Kreisels gekostet, und nun das: Der erst im Oktober 2020 eröffnete Kreisverkehr an der Kreuzung Rathausstraße, Lauenburger Straße und Hafenstraße ist im vergangenen Jahr gleich zu einem Unfall-Hotspot geworden. Thomas Satzel vom Polizeirevier stellte dem Hauptausschuss den Verkehrslagebericht für Geesthacht für 2021 vor. Danach hat es am neuen Kreisel insgesamt fünfmal gekracht, berichtet er. „Immer die gleichen Ursachen, die Vorfahrt wurde missachtet“, erläuterte Satzel.

Die Ausschussmitglieder wurden hellhörig, war der Kreisel unter anderem doch auch deswegen gebaut worden, weil die Kreuzung unübersichtlich war. Besonders Autofahrer aus der Hafenstraße mussten sich früher weit vortasten, um zu sehen, wer sich auf der vorfahrtsberechtigten Rathausstraße näherte.

Polizei Geesthacht: Blinken könnte Autofahrer verwirren

Gründe für die Unfallhäufigkeit konnte Thomas Satzel nicht angeben. „Manchmal kommt es zu solchen Auffälligkeiten. Vielleicht ist es auch einfach nur eine Sache der Gewöhnung“, mutmaßte er. „Wer 20 Jahre hier links abgebogen ist, macht das weiterhin.“ Zumal es sich um einen optischen Kreisverkehr ohne Mittelbebauung handele.

Eine weitere Erklärung: Vielleicht werde auch falsch geblinkt, so Satzel. Denn wer schon beim Hineinfahren in den Kreisel Lichtzeichen gibt, verwirrt die Wartenden. Die könnten denken, man wolle gleich wieder abbiegen und fahren zu. Richtig ist es so: „Ohne blinken in den Kreisel reinfahren, den Blinker erst zum Ausfahren setzen“, erklärt der Polizist.

Ganz ähnliche Probleme hatte es 2019 beim Kreisel an der Gutenbergstraße/Mercatorstraße im Verlauf der B404 gegeben, damals gab es dort vier Unfälle. Im neuen Unfallbericht tauchte dieser Kreisel nicht mehr auf.

Diskussionen um Kreisel flammen wieder auf

Die neuen Unfälle am Mini-Kreisel ziehen Konsequenzen nach sich. „Das war nicht als Unfallschwerpunkt gekennzeichnet“, erinnerte sich Karl Hermann Rosell (CDU) an die Zeit vor dem Kreisel. „Es wäre eigentlich interessant zu untersuchen, warum die Unfallzahlen nun steigen“, fand er. Thomas Satzel meinte, ältere Unfallzahlen von dieser Stelle seien recherchierbar. Die könne man dem Ausschuss ja nachreichen, bat der Ausschussvorsitzende Arne Ertelt (CDU).

Unfallstatistik Geesthacht:

  • 2021 hat es in Geesthacht 837 Unfälle gegeben. 2020, als wegen der Corona-Einschränkungen weniger gefahren wurde, waren es 776 gewesen. In dem Jahr vor Corona, 2019, wurden 901 Unfälle gezählt.
  • Unfälle mit Personenschaden: 93 (gegenüber 81 in 2020)
  • Unfälle mit einer Straftat als Unfallursache (z.B. Alkohol ab 1,1 Promille): 16 (7)
  • Bedeutende Ordnungswidrigkeit (zu schnell) als Ursache: 55 (53)
  • Gemeldeter Unfall, der nicht polizeilich aufgenommen wurde: 673 (635)
  • Tödliche Unfälle: 1 (1)
  • Verletzte: 116 (100)
  • Unfallflucht: 226 (250)
  • Alkoholsünder: 17 (10)
  • Unfälle mit Fußgängerbeteiligung: 11 (8)
  • Unfälle mit Radfahrern: 29 (29). Hierbei steigt der Anteil der Pedelecs. 2021 waren elf an Unfällen beteiligt, 2020 waren es nur zwei.
  • Unfälle mit Beteiligung von Kindern: 12 (11)

Flammt nun der alte Streit um Sinn und Unsinn des Kreisels wieder auf? Bei der Einmündung der Trift in die Rathausstraße ein Stückchen weiter soll schließlich ein weiterer entstehen. „Er ist ein Segen für Radfahrer und Fußgänger“, warf sich Gerhard Boll (Grüne) vom Ausschuss für Verkehr und Stadtplanung gegenüber unserer Zeitung für die Umgestaltung in die Bresche.

Einen weiteren Unfallschwerpunkt hatte die Polizei in Düneberg an der Kreuzung Düneberger Straße/Am Moor registriert. Es waren zwar nur drei Zusammenstöße, bei denen Fahrzeuge aus der Straße Am Moor kommend Autos auf der Düneberger Straße die Vorfahrt genommen haben, aber die waren vom Typ her genau gleich und kamen für die Polizei aus heiterem Himmel. Denn in den Vorjahren war hier eine ruhige Ecke, ausschließlich in 2021 hat es diese Unfälle gegeben. „Manchmal ist das einfach so, ein komischer Zufall“, meinte Thomas Satzel. Dritter Hotspot laut Bericht war die Kreuzung Berliner Straße/Richtweg/Norderstraße. Hier gab es acht Zusammenstöße, alle verschiedener Art.

Kreuzung vor dem Amt Hohe Elbgeest ist ebenfalls ein Unfallschwerpunkt

Für die Polizei gilt es, die Situation erst einmal zu beobachte. Die Kriterien für einen Unfallschwerpunkt lauten: Innerhalb eines Jahres mindestens zwei Unfälle mit Schwerverletzten oder drei Unfälle gleichen Typs oder sechs Unfälle insgesamt. Wenn diese Stellen in der Zukunft weiterhin Schwerpunkte bleiben, wird im Rahmen der Verkehrsschau unter anderem auch über bauliche Maßnahmen zur Entschärfung der Situation diskutiert.

Im Gegensatz zur Stadt Geesthacht haben sich in den umliegenden Amtsgemeinden keine Schwerpunkte ergeben. Auch dort liegt, außer in Aumühle und Wentorf, das Einsatzgebiet des Geesthachter Revieres. Die Kreuzung vor dem Amt Hohe Elbgeest wird allerdings in der Statistik für 2022 auftauchen, dort gab es an der Ampel jüngst drei Unfälle gleichen Typs.

Für die Amtsgemeinden ergeben sich folgende Daten:

  • Unfälle mit Verletzten gab es insgesamt 213 (gegenüber 237 im Jahr 2020)
  • Unfälle mit einer Straftat als Ursache zwei (2)
  • Unfälle mit einer bedeutenden Ordnungswidrigkeit als Ursache 43 (19)
  • gemeldete Unfälle, die aber nicht polizeilich aufgenommen wurden, 131 (176)
  • Tödliche Unfälle gab es nicht
  • Radfahrer waren an 16 Unfällen beteiligt, davon fuhren sieben E-Bikes.
  • 40 Autofahrer fuhren nach einem Schaden unbekannt davon.