Von Kim Nadine Müller

Geesthacht.
Die Ältesten sind deutlich über 80 Jahre, die Jüngsten gerade mal Teenager. Einige sind reich, andere arm, manche Workaholics, manche arbeitslos. Die meisten hetero-, aber einige auch homosexuell. So unterschiedlich sie sind, die Fragen, mit denen Paare zu Sabine Unrau und Anne Redmann vom Pro-Familia-Team in Geesthacht kommen, ähneln sich häufig: Ist da noch Liebe? Wie schaffen wir neben Job und Kindern Freiräume für die Partnerschaft? Wieso reden wir nicht mehr miteinander?

Seit 20 Jahren versucht das Team bei Pro Familia, gemeinsam mit den Paaren Antworten auf ihre Fragen und Lösungen für Probleme zu finden - und räumen mit Klischees auf: "Es ist mitnichten so, dass die Frau keine Lust hat auf Sex, oft ist es andersherum", sagt Sabine Unrau, Leiterin von Pro Familia in Geesthacht. Die Gründe sind verschieden: zu viel Druck, zu wenig Zeit, kleine Kinder. Eine Lösung liegt meist im ehrlichen, begleiteten Gespräch.

Die Mitarbeiter beraten außerdem Frauen, die über einen Schwangerschaftsabbruch nachdenken, aber auch jene, die einfach Fragen rund ums Kinderkriegen und das Thema Verhütung haben. Ein neuer Aspekt ist seit 1. Mai 2014 die vertrauliche Geburt, bei der Frauen ihr Baby anonym gebären und direkt zur Adoption freigeben.

Eine vertrauliche Geburt in Geesthacht

Fünf Fälle gab es bisher in Schleswig-Holstein, einen davon in Geesthacht: "Wir beraten hier sehr ausführlich, zeigen auch Alternativen auf", so Unrau. Wenn der Wunsch dennoch bleibt, nimmt Pro Familia Kontakt mit dem Jugendamt und dem Krankenhaus auf. "In unserem Fall wollte die Frau nicht, dass ihre Eltern von der Schwangerschaft erfahren", sagt die Diplompsychologin. Der Weg ist kein einfacher, die Schwangerschaft werde komplett verheimlicht, vor und nach der Entbindung gebe es keinen Mutterschutz. Das Bundesamt zahlt den Krankenhausaufenthalt und die Hebamme.

400 Beratungsgespräche hat das Team 2014 geführt - doppelt so viele wie in den Anfangsjahren. "Die Beratungszahlen sind in den vergangenen fünf Jahren stark angestiegen", sagt Sabine Unrau. Ein Grund dafür sei Mund-zu-Mund-Propaganda. "Außerdem ist es heute kein Tabu mehr, über Konflikte zu sprechen. Die Menschen sind offener geworden, holen sich Hilfe." Bei all den Gesprächen berührt Sozialpädagogin Anne Redmann vor allem eines: "Wir hören viele Lebensgeschichten, und es ist schon enorm, was einige Menschen schultern müssen. Und bei alle dem stehen sie trotzdem ganz gut im Leben."

Neben Unrau und Redmann gehören auch Britta Wulf und Sven Gathmann zum Team. Sie leisten aufsuchende Arbeit an Schulen, kümmern sich insbesondere um Sexualaufklärung.

Wer sich für eine Beratung bei Pro Familia in der Rudolf-Messerschmidt-Straße 8 interessiert, kann unter (0 41 52) 7 29 24 oder via E-Mail
einen Termin ausmachen. Außerdem möchte das Pro-Familia-Team am Freitag, 9. Oktober, von 14 bis 17 Uhr im Jugendhaus Düne in der Geesthachter Str. 101 a Geburtstag feiern. Es gibt Musik, Fingerfood und Getränke und einen sehr launigen Vortrag über Beziehungen im Wandel der Zeit von Stephan W. Ludwig, Geschäftsführer "Integralis, Beratung und Seminare."