Von Timo Jann

Geesthacht.
Die Alarmsirene heult ohne Unterlass. Gelbe Lichter blinken. Aus einem halb geöffneten Tor der Produktionshalle wabert Rauch. Die Situation wirkt bedrohlich - ist aber zum Glück nur eine Übung. Feuerwehr und Werk-Einsatzstab haben am Sonnabend beim Chemiewerk Evonik Hanse an der Charlottenburger Straße den Ernstfall geprobt- einen Brand mit Gefahrstoffaustritt in der Produktionsanlage.

"Das Objekt hier ist eines der Besonderen, mit denen wir es in Geesthacht zu tun haben könnten", erklärt Feuerwehrchef Sven Albrecht. Seine Gefahrgut-Experten Alexander Niemann und Thorsten Krütze hatten die Übung gemeinsam mit den Verantwortlichen des Chemiewerks ausgearbeitet. Zuletzt hatte es bei Evonik Hanse im April einen Großeinsatz gegeben, als ein Leck an einem angelieferten Tanklastzug mit Gefahrgut festgestellt worden war. Es herrschte Explosionsgefahr. "Wir wollen mit dieser Übung testen, wie wir aufgestellt sind", erklärte Christian Eger, Sprecher von Evonik Hanse.

Gleich nach Auslösen des Alarms am Sonnabend gegen 10 Uhr machen sich 30 Feuerwehrleute auf den Weg ins Düneberger Industriegebiet, die Mitarbeiter verlassen die Gebäude und finden sich an Sammelpunkten ein, kurz darauf setzt sich der Einsatzstab von Evonik zusammen. Eger: "Aufgabe des Stabes ist es, für die Feuerwehr alle benötigten Informationen bereitzuhalten, die Öffentlichkeit zu informieren, die Feuerwehr im Service zu unterstützen, etwa Schaummittel zum Löschen oder Bindemittel zum Aufnehmen von Chemikalien zu besorgen, eine chemische Beratung zu bieten oder Analysen von Stoffen durchzuführen." Während der Übung schaut Michael Lossow, Sicherheitsverantwortlicher im Evonik-Konzern, dem Stab auf die Finger.

Mit Atemschutz gegen den Theaternebel

Derweil setzt Zugführer Ingo Schwarz die Retter auf dem Betriebshof ein. Mit Atemschutz ausgerüstet gehen sie zunächst in die Hallen, um den angenommenen und mit Theaternebel simulierten Brand zu löschen. Weil alle Mitarbeiter an den Sammelpunkten sind, steht schnell fest, dass niemand vermisst wird. Anschließend nehmen mit Chemikalienschutzanzügen ausgerüstete Feuerwehrleute in der Halle Proben, um sie im Labor analysieren zu lassen. "Da lassen wir ebenfalls unter Atemschutz arbeiten lassen, weil nicht auszuschließen ist, dass gefährliche Dämpfe in die Räume gezogen sind", erklärt Schwarz.

Drei Stunden dauerte die Einsatzübung. "Es ist beeindruckend, zu sehen, mit welcher Ruhe die Feuerwehrleute vorgehen, während der Laie ja in Hektik verfallen würde", staunte Eger. Insgesamt war er mit dem Übungsverlauf sehr zufrieden: "Wir haben gemeinsam die Abläufe des jeweils Anderen kennengelernt und einige Hausaufgaben erkannt, die wir bis zum Jahresende abarbeiten werden." Schon jetzt hat Evonik zum Beispiel Spezial-Löschschaum auf Lager, mit dem sich Chemikalien löschen ließen. Dieser gehört nicht zur Standardausrüstung der Feuerwehr.