Von Kim Nadine Müller

Geesthacht.
Es ist der Traum vieler Pendler: Eine Bahnverbindung zwischen Geesthacht und Bergedorf. Zumindest für ein Wochenende soll dieser Traum im kommenden Jahr wahr werden. Die Umweltorganisationen BUND und Nabu wollen die Bahngleise, auf denen sonst nur noch die historische Dampflok "Karoline" unterwegs ist, für ein paar Tage wieder beleben.

"Die AKN hat sich bereit erklärt, einen ihrer modernsten Züge in Geesthacht vorzustellen", erzählt Gerhard Boll von den Grünen. Seine Partei befürwortet das Vorhaben: "Am liebsten würden wir einen Elektrozug fahren lassen, aber die befinden sich noch in der Entwicklung." Doch auch der avisierte Zug sei leiser und treibstoffsparender als andere.

Ziel der Aktion ist zweierlei: Zum einen soll die Vision einer Stadtbahn zwischen Geesthacht und Bergedorf einmal ein konkretes Bild bekommen. Zum anderen soll die moderne Zugverbindung Teil der 800-Jahr-Feier sein. "Geesthacht hat eine rund 100-jährige Bahngeschichte", erklärt Initiator Jürgen Ziemer (BUND) zum Zusammenhang der aktuellen Diskussion um eine neue Bahnverbindung nach Hamburg.

"Geesthacht gehört zurMetropolregion Hamburg"

1906 wurde die Strecke zwischen dem Alten Bahnhof und Bergedorf Süd eröffnet, ein Jahr später direkt ins Bergedorfer Zentrum geleitet. Knapp 50 Jahre später wurde der Bahnverkehr eingestellt. "Unser Ziel ist es, auch in Zukunft wieder eine Verkehrsanbindung zu schaffen, die die Straße entlastet. Das Gleis ist da, und die Linie hat Potenzial. Geesthacht gehört schließlich zur Metropolregion und zur Entwicklungsachse Hamburg, Lauenburg, Boizenburg."

"Wir möchten auch die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein für das Projekt gewinnen", ergänzt Boll. Die VHH könnten Oldtimer- und moderne Busse zur Verfügung stellen - eine Verbindung vom ZOB bis Alter Bahnhof. Außerdem soll mit dem Dampfeisbrecher Elbe auch der Verkehrsweg Fluss ein Gesicht bekommen. So könnten Geesthachter und Besucher eine Zeitreise durch die Geschichte der Mobilität machen und gleichzeitig würde die enge Verbindung zu Hamburg symbolisiert.

Einziges Problem bei dem Projekt: Für die Finanzierung fehlen 5000 Euro. "Die AKN stellt den Zug zwar zum Selbstkostenpreis zur Verfügung, aber für die Überführung nach Bergedorf fallen Gebühren an, weil die AKN dafür zum Teil das Netz der Deutschen Bahn nutzen muss."

Kein Geld: Die SPD sperrtsich gegen Finanzierung

Boll ist allerdings zuversichtlich, dass ein Großteil der nötigen 5000 Euro zurückgezahlt werden kann. "Wir sind bereits mit anderen Stellen im Gespräch und hoffen auf Zuschüsse." Im Finanzausschuss heute um 18 Uhr im Rathaus (Markt 15, Raum 213) wollen die Grünen und die CDU dieses Geld in den Haushalt einstellen - unabhängig vom übrigen 800-Jahre-Budget - und haben einen entsprechenden Antrag gestellt. "Ich finde es sehr wichtig, dass der Gedanke eines neuen Bahnanschlusses dadurch transparenter wird", sagt Sven Minge, Fraktionschef der CDU. So könnten auch Anwohner einmal ganz konkret erleben, wie es wäre, wenn ein Zug vorbeikommt.

Die SPD spricht sich weiter gegen die zusätzlichen Mittel für das Bahnprojekt aus: "Wir haben nichts gegen das Projekt, aber es gab Spielregeln, nach denen die Aktionen zur 800-Jahr-Feier ausgewählt wurden." Dabei erhielt das Bahn-Projekt von der Jury eine Absage. "Angesichts der Haushaltslage und hoher Ausgaben im kommenden Jahr, unter anderem für die von CDU und Grünen beschlossene Sportstättensanierung, können wir dem Antrag nicht zustimmen", erläutert Petra Burmeister, SPD-Mitglied im Finanzausschuss.