Von Denise Ariaane Funke und Jan H. Schubert

Geesthacht.
Sven Thomas Becker wird mit jedem Bissen stiller. Seine Hände zittern, die Augen tränen, das Gesicht ist puterrot. Mit einer Plastikgabel schiebt sich der Lüneburger trotzdem das nächste Stück Wurst in den Mund. Aufgeben ist nicht. Nicht bei der 7. Deutschen Meisterschaft im Schärfeessen. Becker, für das Team "Ickes Imbiss" gestartet, ist bei fünf Millionen Scoville (der Maßeinheit, in der Schärfe gemessen wird) angekommen. So scharf wie eine Ladung Polizeipfefferspray. Der bullige Becker schaufelt sich schmerzhaft in die nächste Runde. Es reicht trotzdem nicht zum Titel. Den holt sich unter sechs Mannschaften die "Bruzzelhütte".

Das Grinsen kriegen die Harburger trotz einer unglaublichen Essleistung von acht Millionen Scoville nicht aus dem Gesicht. Sie haben es geschafft, "Curry+Chili" aus Berlin zu entthronen. Die hatten bei sechs Austragungen fünf DM-Titel "erarbeitet".

Viel Arbeit kostete nicht nur René Breitbach, Inhaber des "Curry-Pavillon", die Organisation des Sonnabend-Spektakels auf der Bühne im fertig gestellten Teil der Fußgängerzone. City-Gemeinschaft und Tourismus-Management realisierten zusammen die "Drei tollen Tage - die Baustelle lebt". Zu Beginn hatte es am Freitag eine "Shopping-Night", gestern dann den verkaufsoffenen Marktsonntag gegeben.

Breitbach äußerte sich zufrieden über seine Meisterschaft, die er auf der Bühne im Verbund mit Bedo B. Kayaturan und Felix Eichholz moderiert hatte. "Es gab jede Menge Lob", so Breitbach, der aber auch kritische Töne anschlug: "Ein paar mehr Zuschauer wären schön gewesen." Und diejenigen, die da waren, kamen trotz Top-Bedingungen nicht richtig in Wallung: "Zehn Fans vom ,Team Bruzzelhütte' haben mehr Stimmung gemacht als alle anderen, das ist bezeichnend für Geesthacht."

Ernüchterung auch bei Sven Thomas Becker: Sein Nachmittag endet im Rettungswagen. Hinter der Bühne rebelliert bei den meisten Teilnehmern der Magen, andere liegen mit Kreislaufproblemen flach. 19 Scharfesser mussten behandelt werden, neun von ihnen sogar mit Infusionen und Medikamenten.

Für die Bürgermeisterkandidaten Olaf Schulze (SPD) und Karsten Steffen (CDU), die sich ein Schärfeduell in der leichteren Variante lieferten, ging's glimpflicher aus. Beide machten in der Runde fünf bei 100 000 Scoville Schluss, trennten sich remis und arbeiteten dafür gestern gemeinsam eine Stunde lang bei Breitbach im Wurstverkauf. Steffen: "Wir wollten ja keinen Selbstmord begehen."